Athen – Griechenland wird den im Gegenzug für neue Rettungshilfen angestrebten Milliardenerlös bei Privatisierungen in diesem Jahr verfehlen. "Die 1,4 Milliarden Euro sind nicht zu erreichen", sagte der Chef der Privatisierungsbehörde, Stergios Pitsiorlas, am Mittwoch.

Das liege unter anderem an den Verzögerungen beim Verkauf von 14 Regionalflughäfen an den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport. Der Deal mit einem Volumen von 1,2 Milliarden Euro werde wohl bis Jahresende unter Dach und Fach sein, das Geld aber erst einige Monate später fließen.

Fraport war im November 2014 zusammen mit einem örtlichen Partner als Favorit aus einem Bieterrennen hervorgegangen. Seitdem sollte eigentlich an den Vertragsdetails gefeilt werden. Doch stoppte die neue griechische Regierung das Privatisierungsprojekt zu Jahresbeginn für rund sechs Monate. Inzwischen sei das Vorhaben aber wieder in der Spur, sagte Pitsiorlas. Zuletzt hatte es geheißen, auch ein Erfolg des Neustarts sei ungewiss, da die aktuelle Regierung zurücktritt und bald Neuwahlen anstehen.

"Ziele für 2016 realistisch"

"Es scheint aber realistisch, dass wir die Ziele für 2016 erreichen werden", sagte der Chef der Privatisierungsbehörde. In dem Jahr sollen 3,7 Milliarden Euro aus dem Verkauf von Staatsbesitz erlöst werden, im Jahr 2017 weitere 1,3 Milliarden.

Die bisherigen Eckdaten für den Verkauf der Mehrheit des Hafens von Thessaloniki sollen Pitsiorlas zufolge verändert werden. Interessenten könnten nun zunächst nur 51 statt 67 Prozent der Anteile erwerben. Die Angebote dafür müssen bis Februar eingereicht werden. Der Behörde zufolge gibt es acht Interessenten in der engeren Wahl, darunter APM Terminals aus den Niederlanden, Duferco Holding aus der Schweiz, ICTS von den Philippinen und Mitsui aus Japan. Wer den Zuschlag erhält, muss Pitsiorlas zufolge 100 Millionen Euro in den Hafen investieren.

Gasnetzbetreiber soll an albanische Staatsgesellschaft gehen

Der aufgeschobene Verkauf von zwei Dritteln der Anteile des Gasnetz-Betreibers Desfa an die staatliche aserbaidschanische Socar für 400 Mio. Euro soll zudem nun unter Dach und Fach gebracht werden. Pitsiorlas sagte, Socar werde Bedenken der EU-Wettbewerbsbehörden ausräumen, indem die Aserbaidschaner 17 Prozent der Desfa-Anteile an eine dritte Partei weiterverkaufen.

Griechenland hatte sich zu den Verkaufszielen von rund 6,5 Milliarden Euro für 2015 bis 2017 bekannt, um im Gegenzug von seinen internationalen Partnern ein drittes Hilfspaket von 86 Milliarden Euro zu erhalten. Seit 2010 hat das Land etwa 3,5 Milliarden Euro durch Privatisierungen erlöst – angestrebt waren 50 Milliarden. In der Zeit hat das Land zudem fünf Regierungen gesehen und die Privatisierungsbehörde den sechsten neuen Chef. (APA, Reuters, 2.9.2015)