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Gender Studies vernichten traditionelle Werte? Genaueres über das Fach kann nun in einer Reihe des "Tagesspiegel" nachgelesen werden.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Unlustig: Es sind nicht nur die auffälligen und extremen sexistischen Übergriffe, die das Wohlbefinden von Frauen negativ beeinflussen. Eine Studie über das Wohlbefinden von Frauen am Arbeitsplatz fand heraus, dass ein als harmlos erscheinender kontinuierlichen Sexismus sich in demselben Ausmaß negativ auf das Wohlbefinden von Frauen in ihrem Job auswirken kann wie extreme, vereinzelte Fälle von sexueller Belästigung oder sogar Nötigung. Zu den ebenso äußerst belastenden Formen von Sexismus gehört wesentlich, dass er Konsens zu sein scheint. Dazu zählt etwa die Stimmung im Büro, in der die Mehrheit sexistische Witze toleriert.

Die ForscherInnen ziehen daraus den Schluss, dass man es vermeiden sollte, zwischen "schlimmeren" übergriffigen Verhaltensweisen und "Kleinigkeiten" zu unterscheiden, denn es habe sich gezeigt: Beides hat negative Auswirkungen für Frauen.

Nachhilfe: Der "Tagesspiegel" macht es anders. Während die "Welt" vergangenes Frühjahr meinte, gleich eine ganze Reihe von "feminismuskritischen" Texten veröffentlichen zu müssen, möchte der "Tagesspiegel" genauer hinschauen, worauf da eigentlich so leidenschaftlich eingedroschen wird. Konkretes Hassobjekt sind etwa die Gender Studies, denen sich die Serie widmet. "Genderforschung verleugne beim Thema Frauen und Männer die biologischen Fakten, heißt es. Sie sei darum keine Wissenschaft, sondern eine Ideologie mit dem Ziel der geschlechterlosen Gesellschaft. – Aber stimmt das?" Um diese Frage zu klären, werden Beiträge von WissenschafterInnen über die Genderforschung veröffentlicht, zum Beispiel Ilse Lenz, Professorin i. R. für Geschlechter- und Sozialforschung. "Früher waren die Weiber schuld, dann war es der Feminismus, und heute sind es Gender und die Genderforschung", beginnt sie ihren lesenswerten Beitrag.

Bildpolitik: Was in Zeitungen und sozialen Medien gezeigt werden darf oder gezeigt werden soll, ist im Zuge der zahlreichen Berichte über Menschen, die auf ihrer Flucht starben, derzeit ein zentrales Thema. Auch die "Mädchenmannschaft" (mädchenmannschaft.net) hat dazu Position bezogen. Statt Vermenschlichung von Zahlen werde mit Fotografien von Toten eher zur Dehumanisierung beigetragen, heißt es dort. "Die toten Körper werden zu einem Symbol stilisiert, ohne Gedanken an die Angehörigen oder die Würde der Verstorbenen. Oftmals werden in einem Bild gleich eine Reihe von Menschen gezeigt, Namen werden nur selten zugeordnet."

Unfair: Es war ein ordentlicher Wirbel, der sich um die Sendung "hart aber fair" vom 2. März drehte. Zur Erinnerung: Unter dem Titel "Nieder mit dem Ampelmännchen" diskutierten unter anderem FDP-Politiker Wolfgang Kubicki und Schauspielerin Sophia Thomalla über Gleichberechtigung – Letztere hatte etwa Folgendes beizutragen: "Wer als Frau ständig für Gleichstellung und gegen Sexismus wettert, hat offenbar noch nie ein Kompliment bekommen."

Nach heftiger Kritik an dem Niveau, mit dem sich WDR dem Thema widmete, löschte der Sender die Sendung am 18. August aus seiner Mediathek. Dieser Schritt wurde wiederum als Kniefall vor Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten kritisiert. Auch der Begriff der "Zensur", die von "feministischen "Extremisten" ausginge, fiel oft. Bei dem Begriff der "Zensur" hakt die Bloggerin Katja Sabisch nun in einem aktuellen Blog der "Feministischen Studien" ein: "Getreu dem Motto 'Das wird man ja wohl noch einmal sagen dürfen' formiert sich hier der Widerstand einer traditionellen Elite gegen den Verlust von Autorität und Macht." Die Eliten seien irritiert, dass nun auch andere mit am Tische sitzen, zitiert sie die Journalistin Özlem Topçu. Sie seien irritiert, dass die anderen auch Erfolge verbuchen.

Erfolge, die ohnehin sehr klein sind: Anfang dieser Woche wurde die umstrittene "hart aber fair"-Sendung wieder in die Mediathek gehievt. (red, 4.9.2019)