Sigrid Hauser (49) wurde in Wien geboren und bald darauf als Mitglied des Kabaretts Simpl und mit der TV-Comedy-Serie "Die kranken Schwestern" bekannt. Sie interpretiert erfolgreich große Operetten- und Musicalpartien.

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STANDARD: Man kann sich Sigrid Hauser kaum nicht auf einer Bühne vorstellen. Wie war das in Ihrer Kindheit: Haben Sie da auch ständig eine Show abgeliefert?

Hauser: Ich war als Kind eher schüchtern. Im Kindergartenalter habe ich eine Schallplatte von der Zauberflöte bekommen, mit Karl Böhm und Fritz Wunderlich. Die hab ich ständig gehört. Ich war verliebt in Fritz Wunderlich und wollte Tenor werden! Und Putzfrau! Mit unserer Putzfrau hab ich immer Heintje gesungen: Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen. Heintje und Wunderlich haben mich zur Musik gebracht.

STANDARD: Sie haben ein robust-sonniges Naturell. Hilft das in Ihrem Job?

STANDARD:: Bestimmt. Deswegen bin ich ja auch beim musikalischen Unterhaltungstheater gelandet. Und ich bin süchtig nach der Musik. Wenn man gemeinsam singt, vom Orchester begleitet, wenn man spielt und der Rhythmus stimmt: Dann ist es ein bisschen wie Fliegen. Es ist eine Droge, ich gebe es zu. Deswegen brauche ich wahrscheinlich auch keinen Alkohol. Und ich werde auch tatsächlich ein wenig unrund, wenn ich es länger nicht habe.

STANDARD: Seit sechs Jahren ist die Wiener Volksoper die "Drogendealerin Ihres Vertrauens", Sie haben hier unter anderem die Dolly und die Adelaide in "Guys And Dolls" gespielt.

Hauser: Die Volksoper ist für mich wie eine Familie, in die ich hineinwachsen durfte. Das Haus ist ein Luxusdampfer, jeder ist bestrebt, die Dinge bestmöglich zu machen. Ich bin verliebt in das Orchester, in den Klang. Die Bühne ist nicht so leicht zu bespielen, aber diesbezüglich hab ich sehr viel von Robert Meyer lernen dürfen. Vielleicht mache ich den einen oder anderen wahnsinnig mit meinem Hang zum Perfektionismus, aber der ist mir ein inneres Bedürfnis.

STANDARD: Perfektionismus: Eines Ihrer Idole ist ja Caterina Valente.

Hauser: Sie ist eine unglaubliche Künstlerin und ein großartiger Mensch. Ich hatte das Glück, sie bei einer Romy-Gala kennenzulernen. Ich war so nervös, dass ich eine Stunde lang nichts gesagt habe! Ich durfte sie dann sogar zu Hause besuchen. Sie war mir ein großes Vorbild in ihrer unbedingten Disziplin.

STANDARD: Ernst nehmen Sie sicher auch die Rösslwirtin. Sie haben die Rolle der Josepha Vogelhuber schon in München und Graz gespielt. Wie lange dauert es eigentlich, bis man eine Rolle draufhat?

Hauser: Das ist unterschiedlich. Wir haben beim Weißen Rössl ja oft fast hundert Leute in Aktion: Solisten, Chor, Ballett und Statisten. Alles, was Hax'n hat, ist auf der Bühne, da herrscht ein unglaublicher Verkehr. Deswegen müssen die Sachen sehr präzise funktionieren, sonst bricht das Ganze zusammen. Bis sich das alles eingespielt hat, dauert es etwas.

STANDARD: Waren Sie auch einmal im richtigen Weißen Rössl, dem Gasthaus am Wolfgangsee?

Hauser: Ich habe dort sogar die echte Rösslwirtin kennengelernt, eine sehr patente Frau mit Kindern. Die haben das natürlich alles sehr professionell aufgezogen: Das sind Betriebe, die wie geschmiert funktionieren. Meine Rösslwirtin ist ja eher überfordert von dem, was da auf sie zukommt.

STANDARD: "Schweige und begnüge dich, lächle und füge dich", rät der Kaiser der Rösslwirtin. Ist so eine Stelle schwer zu spielen?

Hauser: Es sind einige Stellen schwierig in dem Stück – gerade für eine Frau. Aber hier will der Kaiser die Rösslwirtin ja eher darauf hinweisen, dass sie nicht in die Ferne schweifen soll, in Richtung Dr. Siedler nach Berlin, sondern dass sie ihr Glück quasi vor der Tür findet, in der Person des Leopold. Und eigentlich ist sie ja schon von Beginn an ihm interessiert – zumindest in unserer Version.

STANDARD: Für die meisten Österreicher ist Waltraud Haas die Rösslwirtin. Haben Sie sich mit ihr über die Rolle unterhalten?

Hauser: Ich hab Waltraud Haas nur einmal zufällig bei einer Veranstaltung getroffen. Sie ist eine unglaublich liebe und freundliche Frau mit einem großen Herzen – und auf ewig unsere Rösslwirtin. (Stefan Ender, 3.9.2015)