STANDARD: Hören Sie Stimmen?

Ron Perlman: Ich höre Ihre Stimme.

STANDARD: Ich meinte sphärisch ...

Perlman: Das kann sein, aber diese Stimmen sind eher ganz banale Nörgeleien, die mich erinnern, dieses oder jenes tun zu müssen.

Ron Perlman in der Anfangsszene von "Hand of God".
Foto: Amazon

STANDARD: Ganz zu Beginn von "Hand of God" stehen Sie in einem Becken und fantasieren auf Arabisch. Wie war das?

Perlman: Kalt. Wir drehten im März, das Ganze dauerte eineinhalb Stunden. Es war der erste Tag am Set, Nachmittag, um das beste Licht einzufangen. Wir nahmen uns für den Anfang das Härteste vor, um es hinter uns zu bringen. Aber Sie müssen sich nicht schlecht fühlen deshalb, ich bin ein Glückskind, weil ich Richter Harris spielen darf.

STANDARD: Ihr Erstkontakt mit "Hand of God"?

Perlman: Nach dem Ende von Sons of Anarchy wollte ich eine neue Serie machen, ganz einfach weil das Fernsehen derzeit der beste Platz für Storytelling, Autoren und Regisseure ist. Ich wusste nicht, wie lange diese Periode noch dauern würde, aber ich wusste, dass ich dabeibleiben will. So war es nur logisch, dass ich die nächste Fernsehserie machen wollte. Ich las Drehbücher, und das dritte war Hand of God. Ich wusste sofort, dass ich gerade etwas Außergewöhnliches gelesen hatte.

Trailer zu "Hand of God".
AmazonVideo DE

STANDARD: Sie spielen einen moralisch verkommenen Richter, der über Botschaften seines komatösen Sohnes Gottes Stimme hört. Was ist die Geschichte dahinter?

Perlman: Es geht um die großen Ideen, das menschliche Befinden, um Macht, Freundschaft, Loyalität, Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Unehrlichkeit und so weiter. Im Mittelpunkt steht die persönliche Tragödie des Richters, durch die er, der Mächtige, machtlos wird. Hier beginnt das Drama.

STANDARD: Der Stoff ist sperrig. War es schwierig, einen Sender zu finden?

Perlman: Wir wussten, dass das Drehbuch nicht jedes Netzwerk machen würde können. Es wurde klar, dass wir jemanden finden müssten, der keine Angst vor Kontroversen hat und Diskussionen über heikle Themen nicht fürchtet, besonders in den USA.

STANDARD: Wie waren die Reaktionen auf den Pilotfilm?

Perlman: Wie erhofft. Der Film wurde auf Amazon nicht besonders angekündigt oder beworben. Die, die ihn sahen, waren ganz normale Amazon-Kunden und ihre Reaktion positiv, wenn nicht sogar enthusiastisch. Die religiösen Diskussionen stören nicht, genauso wie sie mich nicht stören.

Mit Dana Delany in "Hand of God".
Foto: Amazon

STANDARD: Ist es ein Unterschied, für Amazon zu spielen?

Perlman: Kein Unterschied. Sie ließen uns völlig freie Hand. Für Amazon zu arbeiten war ein Geschenk. Wir hoffen sehr, dass es weitergeht. Ich mag die Art, wie die Leute bei Amazon ihre Originalserien umarmen.

STANDARD: In Österreich kennt man Sie aus "Der Name der Rose". Welche Erinnerungen haben Sie dazu?

Perlman: Ich erinnere mich an Helmut Qualtinger. Wir hatten viele gemeinsame Szenen und wurden Freunde. Mit dem Regisseur Jean-Jacques Annaud habe ich drei Filme gemacht, jeder einzelne ist ein Liebesdienst. Sein Standpunkt als Storyteller ist der beste, weitsichtigste, den man im Filmemachen haben kann. Annaud ist ein Genie und kann sich freuen wie ein Kind.

Mit Linda Hamilton in "Die Schöne und das Biest".
Foto: CBS

STANDARD: Vielen sind Sie als Biest aus der 1980er-Serie "Beauty and the Beast" in Erinnerung. Wie ordnen Sie die Arbeit in Ihr Profil ein?

Perlman: Für mich ist das okay. Ich hatte bisher ein sehr gesegnetes Leben und bin stolz darauf, bei allen Serien dabei gewesen zu sein. (Doris Priesching, 4.9.2015)