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Art Spiegelmans bahnbrechende Graphic Novel "Maus" überzeugte viele von Comics, die mit dem Medium zuvor nichts hatten anfangen können.

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Selbst an den deutlich konventionelleren Verlagen für Superheldencomics geht der Trend nicht vorbei. So stellte Marvel in "Ms. Marvel" seine erste muslimische Superheldin vor, die ihre eigene Serie bekommen hat.

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Frankfurt am Main – Eine Tagung in Frankfurt widmet sich dem Trend, dass Comics und Graphic Novels sich verstärkt mit politischen Themen auseinandersetzen. Bernd Dolle-Weinkauff vom Institut für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Goethe-Universität organisiert die international besetzte Tagung an diesem Wochenende (4. bis 6. September) unter dem Titel "Geschichte im Comic – Geschichte des Comic". 50 Experten werden referieren.

Comics befassen sich mit Geschichte

Natürlich ist es kein Trend, den es erst seit kurzem gibt. Ein Wendepunkt sei Ende der 1980er Jahre Art Spiegelmans "Maus" gewesen, die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden, verweist Dolle-Weinkauff auf einen vielzitierten modernen Klassiker unter den Graphic Novels.

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Neue diverse Superheldenwelten: Kamala Khan alias Ms. Marvel (zweite von links) im Kreis ihrer Familie. Das Comic wurde heuer mit dem Hugo Award ausgezeichnet.
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Es gebe seit Jahren einen "Trend zur Literarisierung" von Comics, sagt der Experte. "Damit verbunden war eine Hinwendung zu ernsten Themen." Neben Beiträgen zu aktuellen Diskursen, etwa Feminismus in arabischen Ländern, gingen Zeichner inzwischen immer öfter auf Zeitgeschichte ein. "Wir haben Graphic Novels zu allen großen Konflikten der Gegenwart wie Nahostkonflikt oder Islamismus."

... und haben Geschichte

Neben Geschichte als Thema von Comics beschäftigt sich die Tagung auch mit der historischen Entwicklung von Comics. Ihre Wurzeln könne man zurückverfolgen bis zur Höhenmalerei, so Dolle-Weinkauff. Die Geschichte der Comic-Forschung hingegen sei jung: Die Wissenschaft habe sie lange Zeit als Trivialliteratur angesehen.

Inzwischen beschäftigten sich viele Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker mit Comics, die ein ganz eigenständiges Medium mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Stärken sind. "Die Kombination von Bild und Text ermöglicht eine größere Sinnlichkeit", sagt Dolle-Weinkauff.

"Unterentwickelt" sei die Wirkungsforschung, findet der Experte, hier seien Soziologen gefragt. Wünschenswert fände es Dolle-Weinkauff auch, wenn mehr Forscher versuchen würden, von der Sammelleidenschaft der Leser zu profitieren. Der 63-Jährige ist Fan und Forscher zugleich: In seinem Archiv, das zum Institut für Jugendbuchforschung gehört, lagern mehr als 60.000 Comics – wöchentlich kommen neue dazu. (APA, red, 3. 9. 2015)