Wien – "Es kann nur viele Harmonien geben." Und: "Wie diese Harmonien aussehen können, wird nicht nur im Konsens, sondern manchmal auch in Konflikten entschieden." So erklärt Can Gülcü, der gemeinsam mit Radostina Patulova die "Wienwoche" verantwortet, das Motto der vierten Festivalausgabe "Harmonija, na ja".

Weit entfernt davon, Harmonie zu stiften, sind etwa die Aktionen des deutschen Kunstaktivistenkollektivs Zentrum für Politische Schönheit. Die Gruppe, die mit ihrer Aktion, ertrunkene Flüchtlinge vor dem Berliner Reichstag begraben zu wollen, Kontroversen auslöste, liefert einen von 17 Denkanstößen des Festivals (18.9. bis 3.10.), das sich als "Marktplatz einer aktiven Zivilgesellschaft" versteht: Operation Elmsfeuer nennt sich ihr Beitrag nach der seltenen Lichterscheinung, der den vor der Festung Europa in Seenot Geratenen Hoffnung geben soll.

Von der Flüchtlingsnot bestimmt ist auch das Roadmovie Auf nach Europa eines ehemaligen "sans-papiers", der die Stationen seiner Flucht dokumentiert. Dieter Kaufmann hat das auf Auszügen von Elfriede Jelineks Stück Die Schutzbefohlenen basierende Musiktheater Lampedusa komponiert, bei dem junge Darsteller gegen menschenfeindliche europäische Grenzpolitik ansingen.

2016 bekommt die Wienwoche mit Natasa Mackuljak und Ivana Marjanovic ein neues Führungsteam. (kafe, APA, 3.9.2015)