Die neue Verbundenheit von Ursula Stenzel mit Heinz-Christian Strache geht so weit, dass sie sich beim gemeinsamen Biertrinken mit ihm fotografieren lässt. Zum Glück hat er dabei nicht drei Finger hochgestreckt (ein Neonazi-Gruß des jungen Strache, den er damit erklären wollte, er habe drei Bier bestellt).

Die Gelegenheit war die Vorstellung der FPÖ-Wahlkampfhymne Immer wieder Österreich. Im Wiener Prater. Die alten Tage schienen von Stenzel wie abgefallen: kein Five-o'Clock-Tea mehr mit den Hermèstüchldamen, keine Verkostung von Cuvée-Vinaigrette, kein diskreter Charme der Bourgeoisie. Sondern Prater, Bier, Fußballergegröle. Sie war aber sehr tapfer. "Ich fühle mich hier sehr wohl, weil das für mich eine Art Heimkehr ist", sagte sie. Gemeint war die Tatsache, dass sie in der Leopoldstadt aufgewachsen ist. Aber der Subtext war: Es ist eine Heimkehr zu Leuten, die am liebsten Stacheldrahtzäune mitten durch die österreichische Gesellschaft bauen würden. Sic transit gloria Uschi.

Während sich Stenzel mit Strache einen hinter die Binde goss, stellten sich meist junge Österreicherinnen und Österreicher am Westbahnhof hin, versorgten Kriegsflüchtlinge mit Wasser, Obst und der Erkenntnis, dass hierzulande Schäbigkeit nicht Trumpf sein muss. Ein Blick in die Gesichter – die der Flüchtlinge und die der privaten Helfer – lässt hoffen, dass es noch eine positive Kraft in diesem Land gibt. (Hans Rauscher, 3.9.2015)