Was in der Wirtschaft schon lange klar ist, soll nun auch im militärisch-politischen Bereich deutlich werden: China ist eine Weltmacht. Das war die Botschaft der Pekinger Führung bei der gigantischen Parade zum 70. Jahrestag des Sieges über Japan.

Auf dem Platz des Himmlischen Friedens und anderswo wurden dafür starke Belege präsentiert: Zu sehen waren Dongfeng-Raketen, die (US-)Flugzeugträger mit einem Treffer versenken sollen. Marschflugkörper wurden aufgefahren, die die US-Basis Guam im Pazifik erreichen können. Berichte über zwei neue Flugzeugträger wurden öffentlich, und der chinesische Präsident Xi Jinping erklärte, seine Marine wolle nun weltweit operieren. Wie zum Beweis kreuzte zuletzt eine chinesische Flotte in der Beringsee – akkurat als US-Präsident Barack Obama in Alaska weilte.

China hat in den vergangenen Jahren seinen (offiziellen) Wehretat verdreifacht, und die angekündigte Verkleinerung der Streitkräfte soll diese noch schlagkräftiger machen. Doch die waffenstarrende Symbolik darf nicht ablenken: Kern der chinesischen strategischen Tradition ist seit jeher die Täuschung – und nicht Abschreckung wie im Westen. Wird viel Kriegsgerät hergezeigt, heißt das nicht, dass es auch eingesetzt wird. Vielmehr wartet das (inzwischen kommunistische) Reich der Mitte darauf, dass verschüchterte "Vasallen" ihm am Ende freiwillig Tribut zollen. Die jüngste Annäherung Vietnams etwa kann man so deuten. (Christoph Prantner, 3.9.2015)