Rekonstruktion von Isthminia panamensis beim Erbeuten eines Plattfischs.

Illustration: Julia Molnar / Smithsonian Institution

Washington – Nahe der Stadt Piña an der Karibikküste Panamas fanden Forscher Fossilien eines Tiers, das neue Aufschlüsse zur Entwicklung einer eigentümlichen Tiergruppe bietet: der Flussdelfine. Die bislang unbekannte Spezies lebte vor etwa sechs Millionen Jahren und erhielt die Bezeichnung Isthminia panamensis.

Immer wieder schwimmen Angehörige verschiedener Delfinspezies flussaufwärts ins Landesinnere. Bei manchen wie etwa dem Irawadidelfin sind dies keine Einzelfälle, hier können sich die Tiere auch dauerhaft in Flüssen aufhalten. Flussdelfine im eigentlichen Sinn sind aber noch einmal etwas anderes: Sie haben sich an das Leben im vergleichsweise engen und oft auch trüben Lebensraum, den ein Fluss bietet, auch körperlich angepasst: Typisch für alle vier bekannten Flussdelfinarten sind eine lange Schnauze, ein beweglicher Hals und paddelartige Brustflossen.

Walverwandtschaften

Es wurde lange darüber diskutiert, ob alle vier Arten – von denen der Chinesische Flussdelfin (Lipotes vexillifer) möglicherweise bereits ausgestorben ist – gemeinsame Vorfahren haben. Auch vier völlig unabhängige Entwicklungslinien wurden für möglich gehalten, da Delfine eben offensichtlich geneigt sind, ihren Lebensraum zu erweitern.

Zumindest der Amazonasdelfin (Inia geoffrensis) und der La-Plata-Delfin (Pontoporia blainvillei) gelten aber als verwandt. Und der ausgestorbene Isthminia panamensis dürfte ihren gemeinsamen Ahnen nahegestanden haben, berichten Forscher der Smithsonian Institution nach der Analyse der Fossilien aus Panama. Diese umfassen einen halben Schädel, einen Unterkiefer samt Zähnen, ein Schulterblatt und Knöchelchen aus einer Flosse.

Vor dem Zug ins Landesinnere

Das Tier, das gut drei Meter lang gewesen sein muss, konnte aufgrund seiner Anatomie als naher Verwandter des heutigen Amazonasdelfins identifiziert werden, obwohl es von seinem Erscheinungsbild her eher an heutige Meeresdelfine erinnert.

Das Gestein, in das die Fossilien des Delfins sowie die anderer Tiere eingebettet waren, zeigte, dass Isthminia noch im Meer gelebt haben muss – zu einer Zeit, bevor sich die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika endgültig geschlossen hatte. Die Forscher haben damit erstmals einen Richtwert, wann sich Delfine frühestens ins Landesinnere von Südamerika ausgebreitet haben können. (red, 6. 9. 2015)