Wladiwostok/Wien – Was vor drei Monaten erst Absicht war, ist nun in einen gültigen Vertrag gegossen: Die OMV, größtes Industrieunternehmen Österreichs, hat mit anderen europäischen Konzernen einen Gesellschaftervertrag für das Pipelineprojekt Nord Stream 2 unterzeichnet, das unter Federführung der russischen Gasprom steht. Zudem wurden ein Zeitplan und Eckpunkte für exklusive Verhandlungen festgelegt, die zu einer Beteiligung der OMV mittels Asset-Tausch an einem Förderprojekt in Sibirien führen sollen.

Die Unterzeichnung fand Freitagfrüh in Wladiwostok statt, mit dabei: Gasprom-Chef Alexej Miller und OMV-Generaldirektor Rainer Seele. Es handelt sich um die erste weitreichende Entscheidung in Verantwortung des neuen OMV-Chefs, der Anfang Juli – von der deutschen Wintershall kommend – Gerhard Roiss an der Spitze des österreichischen Mineralölkonzerns abgelöst hat.

Assettausch geplant

Das Projekt Nord Stream 2 sieht eine Verdoppelung der Gas-Transportkapazitäten vom russischen Wyborg durch die Ostsee bis ins mecklenburg-vorpommersche Lubmin bei Greifswald vor. Durch die insgesamt vier Röhren könnten in Umgehung der Ukraine dereinst bis zu 110 Milliarden m3 Erdgas strömen. Zuletzt waren die beiden bestehenden Stränge konjunkturbedingt eher schwach ausgelastet. Die Kosten von Nord Stream 2 könnten sich auf bis zu zehn Milliarden Euro belaufen; die OMV, die wie Shell, Eon und BASF/Wintershall zehn Prozent an der Gesellschaft hält (neun Prozent die französische Engie, 51 Prozent Gasprom), könnte dafür bis zu einer Milliarde Euro in die Hand nehmen.

Was die geplante Entwicklung eines Öl-, Gas- und Kondensatfeldes im sibirischen Urengoy betrifft, strebt die OMV eine Beteiligung von 24,98 Prozent an – nicht in Cash, sondern im Tausch gegen Assets. Diese seien erst zu definieren, der Prozess insgesamt werde einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es bei der OMV auf Anfrage des STANDARD. (stro, 4.9.2015)