Im Gegensatz zum Mobile World Congress im Barcelona oder der Consumer Electronics Show in Las Vegas ist die IFA nicht nur für Fachpublikum geöffnet. Es wird jeder Willkommen geheißen, der Lust und Laune hat sich zwischen 4. und 9. September in Berlin ins Neuland der Elektronikwelt zu stürzen. Für 12 Euro am Tag können Jung bis Alt neue Smartphones befingern, an Fernsehlandschaften vorbei flanieren, den neuesten Kühlschränken beim Kühlen zusehen und rätseln, ob das seltsame Ding am Dyson-Stand Kunst oder ein Ventilator ist. Zeitlich kommt die IFA einem weiteren Fixpunkt der deutschen Eventkultur sehr Nahe: dem Oktoberfest in München, das am 19. September losbricht. Zehn Tage nachdem man in Berlin wieder zusammenpackt hat. So gibt es zwischen IFA und Oktoberfest auch gewisse Schmelzpunkte.

Bild nicht mehr verfügbar.

So kennen Besucher die IFA: die neueste Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Computer und anderer Schnickschnack wird perfekt inszeniert. Es blinkt und dröhnt und glänzt in jeder Ecke.

Foto: APA/EPA/WOLFGANG KUMM

An den "Medientagen" vor dem offiziellen Start der Messe sieht es in den meisten Hallen allerdings noch ganz anders aus. Anstatt der neuesten Tech-Gadgets trifft man auf rohe Böden, Berge an Verpackung, allerlei Arbeitsgerät und weitgehend leere Messestände. Nur wenige Unternehmen wie Samsung und Sony bauen schon am Tag vor dem Startschuss alles für die Medienvertreter fertig auf.

Foto: Standard/Riegler

Das Messegelände ist riesig und ziemlich verwinkelt: auf dem Gelände liegen 26 Messehallen mit 170.000 Quadratmeter Fläche. Dazu kommen noch 12.030 Quadratmeter Ausstellungsfläche von der Mehrzweckhalle "City Cube", in der Samsung mit seinen IFA-Produkte residiert. Zwischen den Hallen können Aussteller nicht nur per Auto zuliefern, auf dem Gelände wurden auch 3000 Quadratmeter Schienen verlegt.

Was es heißt, einen ganzen Tag lang von 10 bis 17 Uhr auf der IFA herumzulaufen? 19.400 Schritte, 13,3 Kilometer und 10 Stockwerke – soviel hat die Autorin am Freitag auf der Messe zurückgelegt.

Foto: Standard/Riegler

Dieses Jahr waren sind 1645 Aussteller mit von der Partie. Wer hier nicht in der Masse untergehen will, muss sich etwas einfallen lassen. Da wird schonmal ein Truck, der auch aus "Mad Max" stammen könnte auf die Wiese gestellt. Die Praxis, die Aufmerksamkeit der Besucher mit leichtbekleideten Messehostessen zu gewinnen, ist in den vergangenen Jahren erfreulicher Weise zurückgegangen.

Foto: Standard/Riegler

Dabei bewegt man sich auf der IFA auch durch ein Stück Geschichte. Das Messegelände liegt direkt am Berliner Funkturm. Der Stahlfachwerkturm gehört zur IFA wie der Eiffelturm zu Paris, wurde er doch anlässlich der Ausstellung in den 1920er Jahren erbaut. Er ist 146,7 Meter hoch und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Foto: Standard/Riegler

So ein Messebesuch kann hungrig machen, daher haben kleine Imbiss-Stuben einen fixen Platz auf allen großen Messen. Auf der gesunden Seite bewegt man sich dabei nicht immer. Zwar findet man in der einen oder anderen Ecke immer wieder mal einen Stand, der mit "Bio" und "Frisch zubereitet" wirbt, Zucker und Fett dominieren aber den Speiseplan des geneigten Messebesuchers. Mit Käse überbackene Brezen beim Eingang, Bratwurst und Bier im Hof, Pommes beim nächsten Durchgang um die Ecke. Ein paar Asia-Nudel-Hütten, Waffeln und Kaffee vom mobilen Wagerl.

Foto: Standard/Riegler

Dazwischen findet man auch Restaurants, bei denen man sich keine Sitzgelegenheit zwischen parkenden Autos und Ausstellungsständen suchen muss – beispielsweise auf der Plattform am Funkturm in 50 Metern Höhe.

Foto: Standard/Riegler

Und nicht zuletzt gibt es noch das IFA-Oktoberfest mit – das ist jetzt nicht schwer zu erraten – bayerischem Bier und Spezialitäten. Insgesamt stehen 2015 auf der IFA 34 Gastronomieeinrichtungen bereit.

Foto: Standard/Riegler

Für kleinere Snacks oder ein Mineralwasser bietet sich auch der Messe-Shop Mitten am Gelände an. Der Mini-Laden hat dabei weitaus mehr als Schokoriegel zu bieten. Sie wollen nach der fetten Bratwurst unbedingt Zähne putzen und benötigen Zahnpaste? Oder benötigen Batterien, Glühbirnen oder Spülmittel?

Foto: Standard/Riegler

Im Messe-Shop wird gehortet, was man auch bei einem Zombie-Angriff gut gebrauchen könnte. Ein bisschen teurer vielleicht, aber dennoch überlebenswichtig.

Foto: Standard/Riegler

Und weil nur Essen und Produktegucken nicht genug ist, stehen auf der IFA auch Partys und Konzerte auf dem Programm. Die Sause steigt Open Air im Sommergarten – dieses Jahr unter anderem mit den Neuen DeutschPoeten und Xavier Naidoo. Der 10.000 Quadratmeter große Garten ist eine kleine Oase inmitten der riesigen Messehallen und für Journalisten und Aussteller auch ein beliebter Rückzugsort.

Foto: Standard/Riegler

Wem der Rummel auch im Sommergarten zu viel wird – und wer länger als einen Tag dort ist, kommt unweigerlich an diesen Punkt – der kann sich in die Messeseelsorge zurückziehen. Das ist zwischen Ultra-HD-Curved-Flatscreen und Smart Home-Demonstration der einzige Ort, an dem man etwas findet, das es sonst nirgends auf dem enormen Messegeländer unter dem Funkturm gibt: Stille. Wer angesichts des fünf Tage und für viele Mitarbeiter auch länger andauernd Stressmarathons auf die Bretter zu gehen droht, kann sich auch an die Seelsorgerin wenden. Drinnen herrscht Handy-Verbot. (Birgit Riegler aus Berlin, 5.9.2015)

Foto: Standard/Riegler