Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Ein ehemaliger Mitarbeiter der internen Revision von Europas wichtigstem IT-Konzern SAP wirft dem Unternehmen vor, sich bei der Entwicklung eigener Produkte wie der Datenbank Hana am geistigen Eigentum von Wettbewerbern bedient zu haben. Das Unternehmen wiederum sieht sich von dem ehemaligen "Senior Auditor", einem promovierten Juristen, erpresst. SAP hat ihn im Februar 2014 außerordentlich gekündigt und Strafanzeige gegen ihn und seinen Vater gestellt – einen US-Anwalt, der ihn als Rechtsbeistand gegen seinen Arbeitgeber vertrat.

Massive Anschuldigungen

Der bislang unbekannte Vorgang, der inzwischen Gerichte und Behörden in Deutschland und den USA beschäftigt, geht aus internen SAP-Dokumenten sowie Gerichtsunterlagen hervor, die der Spiegel und das ARD-Magazin "Fakt" in einer gemeinsamen Recherche auswerten konnten.

Der SAP-Auditor, der seit dem Frühjahr 2011 bei dem Walldorfer Konzern arbeitete, war demnach in mehrere sensible Prüfvorgänge eingebunden und seit Dezember 2012 krankgeschrieben. Sein Vater und Anwalt konfrontierte im Februar 2013 zunächst den damaligen Ko-Vorstandsprecher Jim Hagemann Snabe und später die von diesem beauftragte SAP-Compliance-Beauftragte mit massiven Anschuldigungen, die sich aus der Arbeit seines Sohnes ergeben hätten.

Geistiges Eigentum von Oracle, IBM und Teradata

Unter anderem bei der Hana-Entwicklung habe sich SAP widerrechtlich am geistigen Eigentum von Wettbewerbern wie Oracle, IBM und Teradata bedient, behauptete er. Über das Jahr 2013 hinweg verhandelten der Vater des Prüfers und die SAP-Compliance-Beauftragte über eine Einigung. Von der SAP-Mitarbeiterin um Vorschläge gebeten, verlangte der Vater in einem "Vorschlag", der Konzern solle die aufgeworfenen Probleme lösen und seinem Sohn zusätzlich die Summe von mehr als 25 Millionen Dollar bezahlen. Der Konzern lehnte dies ab. Der Prüfer bekräftigte seine Vorwürfe im Januar 2014 in Mails an den Vorstand und den gesamten SAP-Aufsichtsrat. Das Unternehmen bestreitet auf Anfrage alle Vorwürfe: "Wir haben den Sachverhalt sorgfältig geprüft und haben keine Belege dafür gefunden, dass SAP geistiges Eigentum verletzt hat." (red, 4.9. 2015)