Mazar-i-Sharif – Bewaffnete Männer haben am Samstag im Norden Afghanistans 13 Männer aus ihren Autos gezerrt und erschossen. Die Angreifer hätten "zwei Fahrzeuge gestoppt, alle männlichen Passagiere in eine Reihe gestellt und sie erschossen", sagte der Gouverneur des Bezirks Sari, Jafar Haidari. Bei den Opfern handelt es sich demnach um Angehörige der schiitischen Minderheit der Hasara.

Die einzige Überlebende des Überfalls war eine Frau, wie der Bezirksgouverneur sagte. Die Polizei bestätigte den Vorfall und leitete eine Untersuchung ein. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Die radikalislamischen Taliban bestritten jegliche Verantwortung für den Vorfall.

Sari liegt in der bisher eher als ruhig bekannten Provinz Balch. Zuletzt waren dort im Juni neun Mitarbeiter einer tschechischen Hilfsorganisation bei einem Überfall auf ein Gästehaus getötet worden.

Mehr Anschläge in Afghanistan

Schiitische Hasara sind im Nachbarland Pakistan immer wieder Ziel gewaltsamer Übergriffe durch sunnitische Extremisten. In Afghanistan sind derartige Vorfälle seltener. Im Februar hatten Bewaffnete im Süden Afghanistans einen Bus überfallen und 31 Hasara entführt. 19 von ihnen kamen im Mai wieder frei. Medienberichten zufolge wurden sie gegen inhaftierte usbekische Kämpfer ausgetauscht.

In den vergangenen Wochen hatten die Taliban wieder vermehrt Anschläge in Afghanistan verübt. Präsident Ashraf Ghani bezeichnete Afghanistan bei einer internationalen Geberkonferenz in Kabul am Samstag als "verwundetes Land". Die hohe Arbeitslosigkeit, der blutige Aufstand der Taliban und der Vormarsch von Extremisten in der gesamten Region seien eine Gefahr für die wirtschaftlichen Reformpläne seiner Regierung. (APA, 5.9.2015)