Bild nicht mehr verfügbar.

Die Preise für Kakaobohnen sind derzeit hoch.

Foto: APA/EPA/LEGNAN KOULA

Wien – Stark gestiegene Rohstoffkosten vor allem bei Haselnüssen haben im Vorjahr bei den meisten Herstellern von Schokolade zu Preiserhöhungen geführt. Die heurige Ernte im Hauptanbauland Türkei wird Experten zufolge mit 700.000 Tonnen wieder durchschnittlich gut ausfallen. Dass dadurch und angesichts niedriger Milch- und Zuckerpreise Konsumenten für das süße Genussmittel wieder weniger zahlen müssen, glaubt Wolfgang Stöhr, Österreich-Geschäftsführer des Schokoladeherstellers Ritter Sport, allerdings nicht.

Milch und Zucker spielten eine untergeordnete Rolle, denn bei der Herstellung von Schokolade würde zum Beispiel nicht Frischmilch, sondern Milchpulver verwendet, dessen Preis nicht in dem Ausmaß gesunken sei. "Der Weltmarkt giert nach Haselnüssen, die Lagerstände sind derzeit leer, die Preise werden so schnell nicht mehr gravierend nachgeben", ist er überzeugt. Die Türkei liefert rund 70 Prozent des Weltmarktverbrauchs für Haselnüsse. Wetterkapriolen hatten 2014 zu großen Ernteausfällen geführt, die Preise sich verdoppelt.

Kakaobohnen im Höhenflug

Im Höhenflug befinden sich auch die Preise für Kakaobohnen, die im Juli trotz guter Ernte ein Vierjahreshoch erreichten und im August nur leicht nachgaben. Hauptgrund dafür ist Stöhr zufolge aktuell der Euro-Pfund-Wechselkurs. Kakaobohnen werden in Europa in Pfund gehandelt. "Wenn das Pfund steigt, kauft man als Euroland teurer ein, es gibt hier einige Spekulationen", sagt Stöhr.

Die Dürre und Waldbrände in Kalifornien, das 80 Prozent des globalen Mandelkonsums deckt, dürften bei manchen Geschmackssorten wie etwa Marzipan ebenfalls preistreibend sein.

Acht Kilogramm Schokolade, davon 2,5 Kilo in Tafeln, lassen sich Österreicher statistisch gesehen jährlich im Durchschnitt schmecken. Damit sind sie aber keineswegs Weltmeister im Verzehr des fett- und zuckerreichen Naschwerks. Engländer bringen es auf elf Kilo, Chinesen hingegen lediglich auf 100 Gramm pro Jahr und Mund.

Ernährungsbewusstsein steigt

Während es in China also für Schokoladenhersteller noch ein riesiges Potenzial gibt, sei die Verzehrmenge von insgesamt 21,2 Millionen Kilogramm hierzulande nicht zuletzt wegen eines wachsenden Ernährungsbewusstseins nur noch schwer zu steigern, sagt Stöhr. Feststellbar sind hingegen Verschiebungen innerhalb des Segments. So legte im Vorjahr der Gesamtmarkt für Tafelschokolade um 3,5 Prozent auf rund 176 Millionen Euro zu. Federführend in diesem Segment ist im österreichischen Markt Milka (eine Marke des US-Konzerns Mondelez) mit einem Anteil von 45 Prozent, die Schweizer Lindt bringt es auf neun Prozent und der deutsche Hersteller Ritter Sport liegt bei 8,1 Prozent. Größter heimischer Hersteller bei Tafelschokolade ist Zotter in der Steiermark mit einem Marktanteil von einem Prozent. (Karin Tzschentke, 7.9.2015)