Ein großer Wurf ist beim G20-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs ausgeblieben. Dringende Themen für die Weltkonjunktur wie die wirtschaftliche Schwäche in China oder die Diskussion um eine mögliche Zinswende in den USA wurden zwar angeschnitten, statt konkreter Ergebnisse blieb es nach zweitägigen Verhandlungen jedoch bei der schwammigen Erklärung, mit entschiedenen, aber nicht näher erläuterten Maßnahmen die weltwirtschaftliche Erholung auf Kurs halten zu wollen.

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in China zeichnen die G20-Vertreter ein Bild wie durch die rosa Brille. Trotz einer Abschwächung bleibe die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde auf Kurs, der Aktienkrach im Reich der Mitte sei nur eine gesunde Korrektur früherer Übertreibungen. Dieses Bild deckt sich so gar nicht mit den jüngsten Verwerfungen an den Börsen der Industrieländer, wo die Sorge um Chinas Wirtschaft bei den Investoren zeitweise panikartige Verkaufswellen ausgelöst hat. Vielsagend ist auch das Fernbleiben von Fed-Chefin Janet Yellen – der Einzigen, die zur Diskussion über die US-Zinswende wirklich Erhellendes hätte beitragen können.

Es bleibt zu hoffen, dass zumindest in bilateralen Gesprächen hinter den Kulissen der Weg für das G20-Treffen der Regierungschefs im November in Antalya geebnet wurde, um dort greifbare Ergebnisse erzielen zu können. Denn in Ankara wurden bloß verbale Beruhigungspillen verteilt. (Alexander Hahn, 6.9.2015)