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Zlatko Junuzovic erlöste mit seinem Treffer in der 52. Minute die Nation, die Mannschaft, den Teamchef und auch sich selbst.

Foto: apa/epa/pucher

Wien – "Es kann nicht immer Schokoladenfußball sein", sagte Marcel Koller und beschloss, mit dem 1:0 gegen die Republik Moldau "zufrieden" gewesen zu sein. Der 54-jährige Schweizer hat am Sonntag seine 30. Nachbetrachtung als österreichischer Teamchef souverän absolviert. Er sprach von einer wichtigen Erfahrung für die Mannschaft. "Es gibt eben Geduldspiele, in denen man ruhig bleiben und auf die Chance warten muss. Dies kannten wir in dieser Form noch nicht." Im Oktober 2012 war man in einer ähnlichen Situation, es reichte in Astana gegen Kasachstan aber nur zu einem 0:0. Das war der Anfang vom Scheitern in der WM-Qualifikation. "Diesmal waren wir abgeklärter, einfach ruhiger und besser. Wir haben uns wieder weiterentwickelt. Das ist normal."

Die Moldauer haben es im Happel-Stadion abgelehnt, Fußball zu spielen. Den Torschützen Zlatko Junuzovic hat das Verhalten des Gegners schwer irritiert. "Die wollten nicht, die konnten nicht. Auch als sie zurücklagen, haben sie nur gemauert, nichts probiert." Junuzovic ordnete die Partie in die Rubrik "abgehakt, Hauptsache gewonnen" ein. So wichtig sein Treffer gewesen sein mag, "er war irgendwie komisch, nicht sehr schön, passte ins Bild". Man sei, so der Bremen-Legionär, einen Schritt näher am Ziel, der EM in Frankreich. "Nur das zählt."

Die Ausgangslage ist fast komfortabler als erlaubt. Sieben Zähler Plus auf Schweden, drei Partien stehen aus, ein Pünktchen fehlt. Sollte Österreich am Dienstag in Solna, das ist ein Vorort von Stockholm, und am 9. Oktober in Montenegro verlieren, würde am 12. Oktober ein Heimsieg gegen Liechtenstein reichen, um Erster zu bleiben. Das wird eher nicht eintreten, vom Heimsieg gegen Liechtenstein einmal abgesehen. Junuzovic irritierte nicht nur Moldau, sondern auch Schwedens Auftritt beim 0:1 in Russland. "Sie wirkten ängstlich." Zlatan Ibrahimovic dürfte aufgrund einer Muskelzerrung in Rippennähe ausfallen, was Junuzovic wurscht ist. "Egal ob mit ihm oder ohne ihn, wir haben vor zu gewinnen."

Koller sieht das genauso. "Unser Konzept wird nicht auf den Kopf gestellt. Es ist angenehmer, wenn man aus der Position der Stärke handeln kann und nicht unter Druck ist. Die Schweden werden nicht blind nach vorne stürmen und alles auf eine Karte setzen. Weil sie Respekt haben. Wir sind Tabellenführer, können mit unserer Qualität bestehen." Ein Remis reicht zum Gruppensieg. Koller wird an der Startelf wenig bis nichts ändern. Marko Arnautovic hat am Samstagabend in einem Zweikampf einen Schlag gegen die Brust abbekommen, was den Teamchef nicht beunruhigt. "Einem, der sagt, er würde für die Mannschaft sterben, kann so etwas nichts anhaben."

Kein Minimalismus

Auffallend in der laufenden Quali ist die starke Defensive, man hat bisher nur zwei Gegentreffer kassiert. Goalie Robert Almer ist seit 513 Minuten in Pflichtpartien unbezwungen, das ist ein Landesrekord (bisher Friedl Koncilia mit 458 Minuten). Koller gönnt Almer diese Marke. "Sie ist auch ein Resultat der gesamten Abwehrarbeit, jeder hilft mit, nicht nur die Verteidiger." Vier Spiele wurden 1:0 gewonnen, für Koller ist das kein Minimalismus, sondern ein Zeichen von Effizienz. "Vor zwei Jahren hatten wir sie noch nicht."

Am Montagvormittag hebt der Flieger nach Stockholm ab, am Abend wird in der Friends-Arena das Abschlusstraining abgewickelt. Anpfiff ist am Dienstag um 20.45 Uhr. Junuzovic sagt: "Die Vorfreude ist gewaltig." Julian Baumgartlinger, der gegen die Moldauer die Kilometer nur so fraß, sagt: "Wir werden den Sack zumachen, die Party ist nur aufgeschoben." Koller sagt: "Freuen wir uns darauf." (Christian Hackl – 6.9. 2015)