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Viele Fotos aus den Zweigstellen aller Welt beweisen – bei Google zu arbeiten kann aussehen wie ein Besuch im Freizeitpark. Bei Mitarbeitern scheint das gut anzukommen – in Job Rankings liegt Google immer vorn. Auf dem Foto: Minigolf am Google-Dach in Toronto...

Foto: Reuters/Max Blinch

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... im Google-Campus Nähe Venice Beach machen viele Mitarbeiter bei den Yogastunden mit.

Foto: Reuters/Lucy Nicholson

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Um all diese Benefits – vor allem soziale, wie Kinderbetreuung und Karenz, die in den USA nicht üblich sind – genießen zu können. muss man es erst durch den Bewerbungsprozess schaffen. Pro Jahr gehen etwa zwei Millionen Bewerbungen ein.

Foto: Reuters/Lucy Nicholson

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Das Fernglas steht am Eingang des Google-Campus in Venice Beach. Entworfen wurde es von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen. Das Gebäude wurde bereits Mitte der 80er von Architekt Frank Gehry konzipiert.

Reuters/Jonathan Alcorn

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Auf diesem Campus findet man auf Grund der Nähe zum Meer auch mehr Surfbretter als Fahrräder. Mitarbeiter können damit zum nahe gelegenen Strand.

Foto: Reuters/Lucy Nicholson

Ob das weltweite Glassdor-Ranking oder bei heimischen Ranglisten – etwa dem Trendence Barometer: Der Suchmaschinen-Riese Google geht oft als bester Arbeitgeber hervor. Nicht erst seit Owen Wilson und und Vince Vaughn in dem Film "Prakti.com" auf dem bunten Campus herumalbern spricht man überall auf der Welt von den vielen Benefits, die es für Mitarbeiter des Google-Universums angeblich gibt: ob Minigolfplatz, Rutsche oder Fitnesscenter, den Mitarbeitern fehlt es an nichts. Die Herangehensweise ist somit eine komplett andere als etwa bei Amazon, wo der harte Umgang mit den "Amazonians" vor wenigen Wochen weltweit für Schlagzeilen sorgte.

Karenz und Kinderbetreuung

Auch die sozialen Leistungen, die es bei Google gibt – das sind zum Beispiel die für die USA untypische 18-wöchige bezahlte Karenz und Kinderbetreuung am Arbeitsplatz – sorgen für die angeblich sehr hohe Zufriedenheit: Laut Daten der Seite PayScale liegt diese bei 84 Prozent, dabei dürfte auch das Gehalt von durchschnittlich 133.000 Dollar (119.200 Euro) seinen Beitrag leisten.

Der Schlüssel zu einem guten Arbeitsplatz sei konstante Innovation, viele Experimente und auch eine Portion Spaß, schreibt Googles HR-Boss Laszlo Bock in seinem Buch "Work Rules", in dem er auch den besonderen Recruitierungsprozess beschreibt. Wie ist es aber wirklich, Teil dieses scheinbar so bunten und innovativen Google-Kosmos zu sein?

Erfahrungsbericht

Das Onlineportal "Business Insider" hat nun eine Googlerin von ihrem Arbeitsalltag erzählen lassen. Mayra Felix arbeitet seit 2013 in den Google Headquarters in Californien. Als Strategic Program Manager ist sie für Nord- und Südamerika im Bereich der weltweiten Finanzbuchhaltung tätig – an einem gewöhnlichen Arbeitstag trete sie aber mit vielen unterschiedlichen Abteilungen in Verbindung.

Super-connected zum Office-Frühstück

"Als Googlerin starte ich meinen Arbeitstag mit dem Shuttlebus von San Francisco nach Mountain View. Im Bus gibt es Wi-Fi, dadurch kann ich arbeiten – vorausgesetzt ich bin wach genug. Im Büro angekommen, bekomme ich ein frisch zubereitetes Frühstück mit einem Kaffee für den richtigen Kick-Off", sagt Felix über den Beginn eines Arbeitstages. Zu Mittag esse sie in einem der drei Cafès auf ihrer Seite des Campus. Pausen versuche sie durch Spaziergänge mit dem Hund ihres Arbeitskollegen einzulegen – "oder ich hole mir einen kleinen Snack. Wenn ich mich energiegeladen genug fühle, gehe ich eine Runde trainieren."

So viele Goodies

Ja – die Goodies, von denen viele sprechen – gibt es wirklich: "Gratis essen, das Fitnesscenter, Ärzte, spezielle Rabatte und gratis Massagen sind wirklich großartig", sagt Felix. Das wichtigste und beste sei für seien für sie aber die Förderungen auf beruflicher Ebene. "Es gibt ein riesiges Peer-to-Peer Lernprogramm, wo Google-Mitarbeiter einander alles mögliche beibringen und auch das ist komplett gratis. In den kommenden Monaten werde ich außerdem Kurse in Stanford belegen, die von Google als Teil des Bildungsprogramms bezahlt werden."

So viele Hürden

Bevor sie die Zusage für ihren Job in der Tasche hatte, musste Felix sich in fünf Interviews beweisen. Leadership, Problemlösungskompetenz und "Googleyness" seien dort hauptsächlich die Themen gewesen. Felix sollte eine Reihe von Fragen, basierend auf echten Business-Fällen, beantworten – was ihr besonders gefiel: "Es war eine Herausforderung, aber eine wirklich gute Vorbereitung auf das, was ich jetzt von Tag zu Tag mache."

Mit Larry Page abhängen

Eine Sache, die Felix nicht erwartet hätte, ist das Ausmaß an Zusammenarbeit. Bei wöchentlichen Meetings könne jede Googlerin und jeder Googler via Hangouts mit Larry Page und Sergey Brin, den Gründern, in Verbindung treten und ihnen direkte Fragen stellen. "Humor und Transparenz sind bei diesen Diskussionen immer erwünscht."

Wie im Film

Der Google-Arbeitsalltag bei Google sei im Film "Prakti.com" übrigens wirklich gut beschrieben worden, findet Felix. Zusammenfassend sagt sie über ihre Erfahrung bei Google, dass es ein transformierendes Erlebnis sei, dort zu arbeiten. Man wachse ständig, ob persönlich oder beruflich und stelle sich komplexen Herausforderungen. Das viele Wissen, Talend und die Leidenschaft der anderen Googler sei so ansteckend, "dass man Dinge tut, die relevant sind. Relevant für sich selbst und für die Gesellschaft als Ganzes."

Kritiker: Hinter die Fassade schauen

Zuckerschlecken sei das Arbeiten bei Google aber trotzdem nicht, sagen Kritikerinnen und Kritiker und machen vor allem darauf aufmerksam, dass durch die Verlagerung von Freizeitangeboten zum Arbeitsplatz der Lebensmittelpunkt stärker zu Letzterem wandert. Mitarbeiter sollen sich so wohl fühlen, dass sie gar nicht mehr nach Hause wollen – eine Kritik, die natürlich nicht nur an Google, sondern auch an andere Silicon Valley-Firmen, gerichtet ist.

Auch mit dem Gehalt sind nicht alle zufrieden: Einige Mitarbeiter legten 2011 Beschwerde ein, weil sie vermuteten, dass sich Google, Apple, Intel und Adobe bei der Bezahlung absprechen und so die Gehälter künstlich tief halten. Erst letzte Woche stimmte ein US-Gericht dem von den Unternehmen angebotenen Deal zu: Sie müssen insgesamt 415 Millionen US-Dollar Strafe zahlen. 64.466 Mitarbeiter sollen von der Absprache betroffen gewesen sein – sie erhalten nun durchschnittlich 5.770 Dollar. (lhag, 16.9.2015)