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Die Kinder mögen Bewegung am Nachmittag besonders gern.

Foto: apa/Schlager

Wien – Großeltern sind sehr beliebt. "Meine Oma macht alles mit mir." – "Ich mag meine Oma, wir haben Spaß." – "Mein Opa geht oft mit mir wandern. Meine Oma kocht gut." So antworten Kinder, wenn man sie danach fragt, von wem sie gerne am Nachmittag betreut werden, wenn sie nicht bei ihren Eltern sind. Tatsächlich kümmern sich in Österreich hauptsächlich Verwandte um die Betreuung von Acht- bis Zehnjährigen. Mehr als die Hälfte wird am Nachmittag gar nicht außerhalb des Elternhauses betreut. Die Eltern wünschen sich mehr Ganztagsschulen und Tageseltern.

In einer Studie hat das Institut für Familienforschung im Auftrag von Familienministerin Sophie Karmasin 133 repräsentativ ausgewählte Kinder und deren Eltern über die außerhäusliche Betreuung befragt. In knapp vierzig Prozent der Fälle kümmern sich Verwandte darum, 34 Prozent der Kinder gehen in den Hort, und 30 Prozent werden in der Schule betreut (siehe Grafik). Insgesamt werden 54 der 133 Kinder regelmäßig von einem Großelternteil oder von Oma und Opa beaufsichtigt.

Grundsätzlich ist ein Großteil der Eltern und Kinder mit ihrer Wahl der Nachmittagsbetreuung – egal ob im Hort, in der Schule oder bei Verwandten – sehr zufrieden, wobei Eltern etwas positiver antworten als die Kinder. Einzig bei der schulischen Betreuung und beim Hort sagten je vier Eltern und Kinder, dass das Kind nicht zufrieden sei. "Die einzigen negativen Bewertungen gibt es bei den institutionellen Angeboten, das zieht sich durch die ganze Studie", sagt die Autorin Christine Geserick bei der Präsentation am Montag.

"Da darf ich spielen und fernsehen"

Als die Schüler etwa gebeten wurden, einen Aufsatz darüber zu schreiben, von wem sie am Nachmittag am liebsten betreut werden, schrieben 50 über ihre Großeltern. Besonders beliebt sind Oma und Opa, weil sie mehr erlauben als die Eltern. "Ich bin gerne bei meinen Großeltern, weil da darf ich immer viel spielen und fernsehen. Ich muss auch lernen und Hausaufgaben machen, aber nicht so viel wie bei meinem Papa", schreibt etwa ein zehnjähriger Bub. Die Betreuer im Hort wurden seltener und eher im Zusammenhang mit Aktivitäten erwähnt. "Bin gerne im Hort, lerne, esse, spiele mit Freunden, werde auch von den Tanten beim Lernen unterstützt, habe dort auch meine Freunde", schreibt etwa ein achtjähriges Mädchen.

Die Studienautoren haben die Kinder auch gefragt, was sie an der Betreuung besonders gerne mögen und was nicht. Dabei sind sportliche und kreative Aktivitäten wie Trampolin-Springen, Fußballspielen, Klettern, Malen und Puzzle-Bauen auf der Liste von 52 befragten Kindern ganz oben. 43 Kinder mögen es besonders gern, dass sie mit anderen Kindern spielen können. Kaum überraschend sind Hausübungen und Lernen die unbeliebtesten Aktivitäten. Darauf legen allerdings die Eltern besonders viel Wert.

Nicht alle Hausübungen erledigt

Gefragt nach ihren Erwartungen an die Betreuung, nennen 64 Prozent der Eltern, dass die Hausübungen erledigt werden. Am wichtigsten ist für sie aber, dass ein Mittagessen angeboten wird, für 60 Prozent sind kurze Wegzeiten wichtig. Mit dem Mittagessen sind zwei Drittel der Eltern auch sehr zufrieden, mit den Hausübungen allerdings nur knapp die Hälfte. Die Kinder sagen, dass sie ihre Aufgaben am Nachmittag nur zu 61 Prozent komplett erledigen.

Hier sieht Familienministerin Karmasin Verbesserungsbedarf. "Das heißt, dass die Eltern noch am Abend mit den Kindern die Hausübung machen müssen, das ist nicht zufriedenstellend." Überhaupt sieht die Ministerin die Frage der Nachmittagsbetreuung noch nicht gelöst. Bei den Eltern herrsche Unzufriedenheit mit dem Angebot. So sagen etwa zwei Drittel der befragten Eltern, dass zu wenig verschränkte Ganztagsschulen – also Schulen, an denen alle Kinder auch am Nachmittag unterrichtet werden – angeboten werden. 58 Prozent sagen, dass die Tageseltern-Plätze nicht ausreichen (siehe Grafik).

Für Wolfgang Mazal, Leiter des Instituts für Familienforschung, zeigt die Studie, dass für die Eltern vor allem Organisatorisches bei der Kinderbetreuung im Vordergrund stehe und nicht pädagogische Fragen. Wenn nicht ausreichend Betreuungsplätze angeboten würden, führe dies eben vor allem zu organisatorischen Problemen. Deshalb sei ein massiver Ausbau nötig. (Lisa Kogelnik, 7.9.2015)