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Robin van Persie, ein Sinnbild.

Foto: APA/AP

Amsterdam – Das Titelseitenfoto von Robin van Persie steht symbolisch für das blanke Entsetzen einer ganzen Fußballnation: Ungläubig, ja fassungslos schlägt der Stürmer sein Trikot vor den Mund. Nach der 0:3-Niederlage in der Türkei steht "Oranje" in der EM-Qualifikation vor dem Aus. "Was für eine Blamage", titelte die große Boulevardzeitung "De Telegraaf" am Montag. "Oranje ist der Witz von Europa."

Orange ist die neue Farbe der Niederlage. "Die Untergrenze ist erreicht", stellte "De Volkskrant" fest. Der WM-Dritte habe das Niveau der "Spelunken des europäischen Fußballs" erreicht: "Gibraltar, Malta, San Marino, Andorra ... und die Niederlande?" Nach 2002, als man die WM-Qualifikation verpasste, droht nun erneut ein großes Turnier ohne die Niederlande stattzufinden.

Nach der peinlichen Heimschlappe gegen Island in der vergangenen Woche brauchte "Oranje" mindestens ein Unentschieden gegen die Türkei, um sich die Chance auf ein EM-Ticket – zumindest über die Play-offs – zu erhalten. Und das auch noch ohne Mannschaftskapitän Arjen Robben. Der Bayern-Stürmer war im Spiel gegen Island verletzt ausgeschieden.

Quali nicht mehr in eigener Hand

Jetzt aber sind die Niederlande in der Gruppe A hinter der Türkei auf den vierten Platz abgerutscht – Island und Tschechien sind bereits qualifiziert. Die Elf des neues Bondscoaches Danny Blind hat die EM-Qualifikation nicht mehr in der eigenen Hand und kann nur noch auf ein Wunder hoffen.

3,5 Millionen Niederländer waren an den Bildschirmen Zeugen des Debakels und haben jede Hoffnung verloren. Das Spiel war noch nicht abgepfiffen, schon twitterten "Oranje"-Fans – auf Deutsch – den gefürchteten zynischen Gassenhauer ihrer Nachbarn: "Ohne Holland fahr'n wir zur EM".

Die Niederländer sind von der Vorstellung ihrer Elf entsetzt. "Bei Oranje fällt alles zusammen", urteilte das "Algemeen Dagblad" gnadenlos – und das auf einer fast tiefschwarzen Titelseite. Die Männer um van Persie seien "verantwortlich für eine der größten Fehlleistungen des niederländischen Fußballs".

Auf allen Linien gescheitert

Das Spiel war "blass" und "abstoßend", kommentierten die Experten. Die Mannschaft scheiterte "auf allen Linien." Schlechte Noten bekommt vor allem Bondscoach Blind, der nach dem 0:1 gegen Island seine zweite Niederlage kassierte. Nach dem Abschied von Guus Hiddink nach weniger als nur einem Jahr war das Vertrauen in den früheren Ajax-Spieler schon nicht groß – nun liegt es unter dem Nullpunkt. Doch der Königliche Fußballverband sprach Blind sein volles Vertrauen aus.

Auch Fußball-Guru Johan Cruyff hat kein Mitleid. Das Ruder muss herumgerissen werden, forderte er in seiner Kolumne in "De Telegraaf" und erklärte: "Alles liegt an der Denkweise." Das Schlüsselproblem sieht er in der Abwehr: "Wie verteidigt man und wo verteidigt man." (APA, 7.9.2015)