Die Linie 33 soll nicht mehr bis Friedrich-Engels-Platz fahren, sondern bis zur Leystraße, wenn es nach der SPÖ Wien geht.

Foto: Johannes Zinner/Wiener Linien

So schauen die sozialdemokratischen Pläne aus. Im Fall einer Umsetzung sollen die Wiener über die Bezeichnung einer der 33er-Haltestellen abstimmen dürfen.

Grafik: SPÖ Wien

Wien – Die Wiener Bezirke zwischen Donau und Donaukanal, Leopoldstadt und Brigittenau, sollen nach dem Willen der städtischen SPÖ mit einem engmaschigeren Straßenbahnnetz bedient werden. 100 Millionen Euro aus dem im Vorjahr beschlossenen 400 Millionen Euro schweren Straßenbahnpaket will Renate Brauner (SPÖ), Stadträtin für die Stadtwerke und also für den öffentlichen Verkehr, dafür in die Hand nehmen.

Damit sollen die Linien O und 33 adaptiert und eine neue Linie 36 installiert werden. Gemeinsam mit den Bezirksvorstehern des zweiten Bezirks, Karlheinz Hora, und des 20. Bezirks, Hannes Derfler (beide SPÖ), präsentierte Brauner am Montag die Pläne.

Neue Linie auf alten Trassen

Die Linie O, die heute zwischen der Migerkastraße in Favoriten und dem Praterstern verkehrt, soll in einer ersten Ausbauphase bis zur Leystraße, in einer zweiten parallel zur Donau bis zum Friedrich-Engels-Platz verlängert werden.

Umgekehrt soll die von der Josefstädter Straße kommende Linie 33 ab dem Wallensteinplatz nicht mehr wie bisher zum Friedrich-Engels-Platz führen, sondern zur Leystraße, um dort die geplante neue Trasse des O-Wagens zu tangieren. Für die jeweils neuen Abschnitte beider Projekte müssten neue Gleise verlegt werden.

Eine gänzlich neue Tramwaylinie 36 hingegen würde keine neuen Schienenstränge benötigen: Von der Börse am Ring soll sie nach den roten Plänen erst die Strecke der Linie D bis zum Franz-Josefs-Bahnhof und ab dort die aktuelle Route der Linie 33 bis zum Friedrich-Engels-Platz befahren.

Mit Ausnahme der ersten Ausbaustufe der Linie O, die bereits 2018 abgeschlossen werden soll, ist für alle drei Projekte eine Inbetriebnahme zwischen 2020 und 2025 vorgesehen. Durch den Gleisneubau würde Wien hinsichtlich der Gesamtlänge des Streckennetzes Moskau überholen und nicht mehr nur über das sechst-, sondern über das fünftlängste Straßenbahnnetz der Welt verfügen, wie Brauner erklärte.

"Kein Wahlkampfgag"

Das eigentliche Ziel des Projekts sei aber nicht der globale Vergleich, sondern die lokale Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, so Brauner: Die Stadtentwicklungszonen Nordbahnhof und Nordwestbahnhof, wo bis Mitte der 2020er-Jahre 15.000 Wohnungen entstehen sollen, "wollen wir optimal erschließen, und wir setzen dabei auf die Straßenbahn". Durch die O-Verlängerung sei mit Stellplatzverlusten zu rechnen, aber "nicht massiv", sagte Derfler. "Wir wollen die Autofahrer nicht triezen", warf Brauner ein.

"Es sind Vorschläge, die in die Zukunft weisen", sagte Brauner – aber vorerst bleiben sie das auch: Vorschläge. Ob diese im Gemeinderat mehrheitsfähig sind, hängt freilich auch von den Ergebnissen und der Mandatsverteilung nach der Wahl am 11. Oktober ab. Dass der Termin für die Vorstellung des Infrastrukturprojekts trotzdem knapp vor der Wahl angesetzt wurde, sei aber inhaltlich notwendig gewesen "und kein Wahlkampfgag", sagte Hora. Es bedürfe schließlich der Vorlaufzeit für die Trassensicherung und das Wagenmaterial. (Michael Matzenberger, 7.9.2015)