Traiskirchen – Ausgesprochen diplomatisch hat sich EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos am Montag bei seinem Besuch im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen gezeigt. Freilich "könnten gewisse Dinge in den kommenden Tagen noch verbessert werden", sagte er nach einem gemeinsamen Besuch mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). "Allgemein handelt es sich aber um eine gastfreundliche und ordentliche Umgebung."

Er müsse "Österreich Lob dafür aussprechen, dieses Lager eingerichtet zu haben", fügte Avramopoulos hinzu. Die Flüchtlinge würden hier "auf eine sehr humane Art und Weise behandelt". Nach Angaben von Mikl-Leitner besuchte der EU-Kommissar nicht nur das Erstaufnahmezentrum, sondern auch die Zeltstadt auf dem Gelände der angrenzenden Sicherheitsakademie.

Avramopoulos nutzte die Gelegenheit auch, um 5,4 Mio. Euro EU-Soforthilfe für Österreich bekannt zu geben. Diese solle in die Verbesserung der Flüchtlings-Aufnahmekapazitäten sowie die administrative Kapazität zur Bearbeitung von Asylanträgen fließen.

Transitquartiere

Angesichts des Flüchtlingsstroms aus Ungarn habe Niederösterreich am Wochenende innerhalb weniger Stunden zwei Transitquartiere verfügbar gemacht – 500 Plätze im Multiversum Schwechat und 200 in der Landes-Feuerwehrschule Tulln. Das sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) am Montag bei einer Pressekonferenz, in der er einmal mehr eine europäische Lösung einforderte.

Er gehe davon aus, dass diese zustande kommt. Die Flüchtlingsproblematik sei nur auf internationaler Ebene zu bewältigen. An dieser humanitären Frage werde die Qualität der EU gemessen, sprach Pröll von einer "Nagelprobe" auf dem Weg in die Zukunft. An die Adresse der UNO gerichtet sprach sich der Landeshauptmann für die Einrichtung von Schutzzonen am Rande der Krisenherde aus.

"Unglaublich große" Anstrengungen

In seiner Zwischenbilanz zum Thema Asyl verwies Pröll auf die steigende Zahl der Asylanträge. Angesichts dieser Entwicklung sei es "dringend" notwendig, gemeinsam mit den Bundesländern Unterkünfte anzubieten. Die diesbezüglichen Anstrengungen seien in allen Bundesländern "unglaublich groß", betonte Pröll. In Niederösterreich, das nicht nur mit dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen gefordert sei, sondern laut Statistik des Innenministeriums die Quote zu 114 Prozent erfülle und seit dem Asylgipfel im Bundeskanzleramt zusätzliche 1.400 Flüchtlinge aufgenommen habe, würden aktuell 10.850 Personen betreut.

Aufgrund des anhaltenden Bedarfs werden bis Mitte Oktober weitere 1.500 Plätze geschaffen, kündigte Pröll an und präzisierte: 480 davon sollen in Containerdörfern auf Liegenschaften des Landes entstehen, und zwar in Tulln, Mödling, Mistelbach, Korneuburg, Pottenstein und Mauer. 400 bis 600 Plätze werden in den Gemeinden angeboten, weitere 400 auf dem Areal des Flughafens Wien in Schwechat.

Containerdorf für 400

Wie Airport-Vorstand Günther Ofner ausführte, werde ein Containerdorf für bis zu 400 Menschen eingerichtet. 250 Flüchtlinge seien derzeit in der Winterdiensthalle untergebracht, die allerdings Anfang November für ihren eigentlichen Zweck zur Verfügung stehen müsse. Seit der Aufnahme der Flüchtlinge sei eine "Welle der Solidarität durch das gesamte Unternehmen" gegangen, den Ablauf bezeichnete Ofner unter Hinweis auf die gute Kooperation mit der Stadt Schwechat als reibungslos.

Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) zufolge habe sich Schwechat frühzeitig entschlossen, Quartiere möglich zu machen. Sorgen der Bevölkerung seien mit Informationsgesprächen ausgeräumt worden, berichtete sie von einem "guten Funktionieren". Die "schnelle Lösung" am Wochenende sei in Kooperation mit dem Flughafen und Einsatzorganisationen realisiert worden – am Sonntag um 1.30 Uhr kamen "total erschöpfte" Flüchtlinge in der Veranstaltungshalle Multiversum an. De facto seien beide Transitquartiere inzwischen wieder geräumt, so Pröll.

Laut dem ressortzuständigen Landesrat Maurice Androsch (SPÖ) wurden im Sommer 400 Quartierangebote geprüft und allein im August 800 neue Plätze geschaffen. Für unbegleitete Minderjährige seien 200 neue Plätze aufgestellt worden, u. a. in Guntramsdorf. Allein am Dienstag würden 250 Flüchtlinge aus der Bundes- in die Landesbetreuung übernommen.

ÖBB kehrten zum regulären Fahrplan zurück

Nach dem Zustrom der Flüchtlinge am Wochenende sind die ÖBB am Montag wieder zum regulären Fahrplan zurückgekehrt. Die Züge fuhren wieder planmäßig – auch auf der Strecke Wien-Budapest, informierte die Bahn in einer Aussendung. Im Verlauf des Tages gab es drei Sonderzüge Richtung Westen. Am Wochenende hatte die Zusammenarbeit mit der ungarischen Bahn nicht funktioniert, das änderte sich am Montag.

Die österreichische Bundesregierung dankte in einem Schreiben den Einsatzkräften und der Bevölkerung. Gleichzeitig wird betont, dass diese Menschlichkeit und dieser Zusammenhalt in ganz Europa zu leben seien. (APA, 7.9.2015)