Wärmere Farben zeigen Gebiete, in denen die meisten Arten mit Verbreitungsdaten abgedeckt sind. Für graue Bereiche gibt es gar keine Daten.

Foto: Uni Göttingen

Göttingen – In Schwellenländern von Brasilien bis China leben viele der faszinierendsten und gefährdetsten Tierarten der Welt. Allerdings gibt es zum Tierreichtum gerade dieser Länder besonders wenige Daten. Das zeigt die bislang umfassendste Zusammenstellung aller Daten zur Verbreitung von Tierarten auf der ganzen Welt, die Forscher der Universität Göttingen, der Yale University und der University of Florida jetzt in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht haben.

Die Forscher untersuchten in ihrer Studie Millionen von Daten über das Vorkommen aller bekannten Arten von Säugetieren, Vögeln und Amphibien. Ein Großteil dieser Daten stammt aus naturkundlichen Museen, die Informationen über die Fundorte ihrer Sammlungsstücke zur Verfügung stellen. Die Wissenschafter berechneten, wie gut diese Daten die Tierarten in verschiedenen Regionen der Erde repräsentieren.

Mangelnde Kooperation

"Bisher vermutete man die größten Wissenslücken in tropischen Entwicklungsländern, wo zwar die Artenvielfalt am höchsten ist, es aber oft an Geldern für deren Erforschung mangelt", erläutert der Erstautor der Studie, Carsten Meyer von der Universität Göttingen. "Entsprechend erstaunt waren wir, die größten Lücken in relativ wohlhabenden Schwellenländern zu finden."

Als Ursachen für regionale Unterschiede im Kenntnisstand konnten die Forscher die räumliche Nähe zu Forschungseinrichtungen, die Bereitschaft der Länder zum Datenaustausch und die Verfügbarkeit von Forschungsgeldern ausmachen. "Wollte man das globale Wissen effektiv verbessern, wäre demnach beispielsweise eine verbesserte wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Schwellenländern sehr hilfreich. Letztere sind oft im Besitz großer Datenmengen, die jedoch bisher nicht frei zugänglich sind", so Meyer.

Entscheidender Datenaustausch

Der freie Zugang zu exakten Daten über das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten sei jedoch von entscheidender Bedeutung, um grundlegende Fragen beantworten zu können", so Koautor Holger Kreft (ebenfalls Uni Göttingen). "Beispielsweise können solche Daten genutzt werden, um abzuschätzen, wie Arten weltweit auf Klimaveränderungen reagieren werden." Sie würden zudem eine wissenschaftliche Grundlage für Entscheidungen in der Umweltpolitik, zum Beispiel wo Naturschutzgebiete eingerichtet oder ob Arten als gefährdet eingestuft werden sollen, bilden.

Auch interessierte Laien können der Studie zufolge entscheidende Beiträge zur Erforschung der Artenverbreitung leisten und den Naturschutz direkt unterstützen. Handy-Apps wie "eBird", "iNaturalist" oder "Map of Life" ermöglichten es Privatpersonen, ihre Naturbeobachtungen mit Forschern auf der ganzen Welt zu teilen. (red, 19.9.2015)