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Die Bestattung des dritten Todesopfers des Anschlags von Duma.

Foto: APA/EPA/Badarneh

Jerusalem – Tausende Palästinenser haben am Montag im Westjordanland mit wütenden Sprechchören das dritte Todesopfer eines Brandanschlags zu Grabe getragen, hinter dem auch Israel jüdische Extremisten vermutet. Fünf Wochen nach dem Attentat in Duma war nach dem 18 Monate alten Ali Dawabsha und dessen Vater auch die Mutter gestorben.

Riham Dawabsha sei kurz nach Mitternacht ihren Brandverletzungen erlegen, teilte das behandelnde Krankenhaus mit. Die palästinensische Lehrerin, die am Sonntag, ihrem 27. Geburtstag, bereits mit dem Tode rang, hatte nach Angaben der Ärzte im Tel-Hashomer-Krankenhaus von Tel Aviv bei dem Anschlag Verbrennungen dritten Grades an 80 Prozent ihrer Körperoberfläche erlitten. Maskierte Männer hatten am 31. Juli Molotow-Cocktails in das kleine Haus der Familie Dawabsha geworfen, deren Dorf von mehreren ungenehmigt errichteten Außenposten radikaler israelischer Siedler umgeben ist.

Nur Vierjähriger überlebte

Der anderthalbjährige Ali verbrannte bei lebendigem Leibe. Acht Tage später starb sein Vater Saad. Alis vierjähriger Bruder Ahmed müsse sich im Tel-Hashomer-Krankenhaus noch mehreren Operationen unterziehen, sein Überleben sei aber nicht mehr gefährdet, bestätigten die Ärzte am Montag auf Anfrage.

Unter einem Meer palästinensischer Fahnen zog der Trauerzug für Riham Dawabsha von der in "Schule des Märtyrers Ali" umbenannten Dorfschule zum Friedhof. Die aus tausenden Männern und Frauen bestehende Menge skandierte "Israel – Terrorstaat". An den Ortseingängen waren israelische Soldaten postiert. Die palästinensische Regierung rief drei Tage Staatstrauer aus; alle Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.

In Duma hatten die Brandstifter einen Davidstern sowie auf Hebräisch die Parolen "Rache" und "Lang lebe König Messias" auf den Außenmauern hinterlassen. Nach einer ganzen Serie von besonders folgenschweren Anschlägen seit dem vergangenen Herbst, die neben Wohnhäusern auch mehrfach Kirchen und Klöster im Westjordanland und in Israel selbst trafen, gehen die israelischen Behörden inzwischen verstärkt gegen jüdische Extremisten vor.

Weiterer Fall von Brandstiftung

In einem ähnlich gelagerten Fall, der aber nur Sachschäden verursachte, vermeldete die Polizei am Montag einen Ermittlungserfolg. In der Nacht zum 13. August war in einem Beduinenlager an der Samia-Quelle, knapp zehn Kilometer südlich von Duma, ein großer Zeltbau in Brand gesteckt worden. Gegen zwei israelische Rechtsextremisten aus dem benachbarten wilden Außenposten Habaladim sei wegen Brandstiftung, Verabredung zu einem Verbrechen und Behinderung der Ermittlungen vor Gericht Anklage erhoben worden, teilte die Polizei mit.

Bei dem Hauptverdächtigen handle es sich um den 19-jährigen Avi Gafni, gegen den in den vergangenen zwei Jahren bereits dreimal Aufenthaltsverbote für das besetzte Westjordanland verhängt worden war. Er sei Mitglied einer "jüdischen Terrororganisation", erklärte die Polizei. Mitangeklagt sei ein Minderjähriger.

Die israelischen Sicherheitskräfte und die Regierung gehen davon aus, dass jüdische Rechtsextremisten auch für die Morde in Duma verantwortlich sind. In Habaladim und weiteren benachbarten Siedler-Außenposten waren danach mehrfach Verdächtige verhört worden. Gegen zehn Mitglieder der radikalen Hügeljugend wurden im Zuge der Ermittlungen Kontaktverbote und Hausarreste ausgesprochen. Eine direkte Tatbeteiligung in Duma konnte aber bisher offenbar keinem der Verdächtigen zur Last gelegt werden. (APA, 7.9.2015)