Wien – Die Temperaturen rücken in der Nacht langsam in Richtung Gefrierpunkt, und dennoch müssen mehr als 2.500 Flüchtlinge in Österreich mangels Alternativen in Zelten ausharren. Noch schlimmer hat es jene erwischt, die nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben. In Traiskirchen sind weiterhin 150 Flüchtlinge obdachlos.

3.800 Personen befinden sich in der größten Bundesbetreuungsstelle des Landes bzw. auf dem angrenzenden Areal der Polizeiakademie. Nur für gut 2.100 gibt es Schlafplätze. 1.500 sind in Zelten untergebracht, der Rest muss unter freiem Himmel auskommen.

Traiskirchen ist aber bei weitem nicht die einzige noch bestehende Zeltstadt. 240 Flüchtlinge sind auf diese Weise in der Kärntner Gemeinde Althofen untergebracht, jeweils 230 auf einem Polizeigelände sowie in der Schwarzenberg-Kaserne jeweils in Salzburg. Dazu kommen noch 200 Zeltplätze in Krumpendorf und 150 in Eisenstadt.

Lange noch nicht so weit ist man seitens des Bundes mit der Aufstellung von Containern. Neben dem Verteilerzentrum in Innsbruck stehen derzeit bloß Containerdörfer in Mondsee und Ohlsdorf. In Linz-Hörsching ist ein weiteres im Entstehen.

Durchgriffsrecht gilt ab Oktober

Freilich dürfte sich mit Oktober, wenn das neue Durchgriffsrecht des Bundes Gesetz wird, hier einiges ändern. Erstens dürften noch weit mehr Container als bisher errichtet werden. Zweitens würde sich dem Bund die Möglichkeit bieten, z. B. größere ehemalige Hotels anzumieten, um dort entsprechende Kapazitäten zu schaffen, wenn die Unterbringung in Zelten aus Temperaturgründen endgültig unmöglich ist.

Bei der Erfüllung der Quoten tun sich die Länder weiter schwer. Derzeit positivste Ausnahme ist Vorarlberg, das sogar ohne Bundesquartiere die 100-Prozent-Vorgabe erfüllt.

Tirol schafft Platz für 2.000 Flüchtlinge

Tirol will bis Ende des Jahres 2.000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge schaffen. Bereits jetzt seien 1.400 Plätze "in verschiedensten Gemeinden" vorgesehen, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach der Klausur der Landesregierung in Elmen. Das Durchgriffsrecht des Bundes sah Platter weiter kritisch, auch von Quoten halte er gar nichts.

Die Flüchtlinge würden in vorwiegend privaten Unterkünften, aber auch etwa in kirchlichen Einrichtungen untergebracht, sagte Platter. In wie vielen Gemeinden die Asylwerber untergebracht werden, wollte der Landeshauptmann nicht sagen. Der Landeshauptmann rechnete heuer mit 16 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten aufgrund der Flüchtlingsunterbringung. 70 Prozent davon werden vom Bund bezahlt, man warte aber noch auf die Überweisung. 2016 würden die notwendigen Ausgaben noch steigen.

Caritas ruft wieder zu Spenden auf

Die Caritas hat am Dienstag erneut um Lebensmittelspenden gebeten. Über soziale Netzwerke gab die Organisation bekannt, dass für die Spendenlager am Wiener Westbahnhof Äpfel, Bananen, Datteln, Studentenfutter, Kekse, Feigen und salzige Kekse benötigt werden. Schon nach kurzer Zeit kamen erste Helfer mit Essen zum Bahnhof.

"Die Hilfsbereitschaft ist groß, bereits eine halbe Stunde nach dem Aufruf kamen die ersten Spender", sagte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. "Unglaublich, wie schnell das funktioniert." Auch Caritas-Präsident Michael Landau hatte großes Lob für die zahlreichen Helfer. "740 Freiwillige und mehrere tausend Helferinnen und Helfer haben mehr als 15.000 Menschen auf der Flucht in den vergangenen Tagen auf Österreichs Bahnhöfen und an den Grenzübergängen herzlich willkommen geheißen."

Insgesamt leisteten die Helfer 36.336 Einsatzstunden, mehr als 60 Tonnen Lebensmittel und Sachspenden wurden an Flüchtlinge verteilt. "Diese Hilfsbereitschaft gibt Zuversicht", meinte Landau.

Meldestelle für verlorene Angehörige

Seit Montagnachmittag ist in der Halle vor den Bahnsteigen auch eine Spielecke für Kinder eingerichtet. Drei Betreuer der Caritas kümmern sich dort um Flüchtlingskinder, die nach der strapaziösen Reise beim Zeichnen und Herumtollen Abwechslung finden sollen.

In Salzburg haben das Rote Kreuz und die Polizei am Hauptbahnhof eine Meldestelle für Flüchtlinge eingerichtet, die auf der Flucht ihre Angehörigen verloren haben. Österreichweit soll dazu sukzessive eine Datenbank aufgebaut werden. Dabei ist auch der grenzüberschreitende Datenaustausch mit dem Deutschen Roten Kreuz vorgesehen. (APA, 8.9.2015)