Die unterschiedlichen Nasenstellungen der Mopsfledermaus hängen damit zusammen, welche Art von Ortungssignal sie gerade produzieren will.

Fotos: Christian Dietz, Johanna Hurst, Anna-Maria Seibert, Laurent Arthur

Tübingen – Die in Mitteleuropa verbreiteten Mopsfledermäuse (Barbastella barbastellus) senden bei der Jagd zwei Ortungslaute aus Mund und Nase. Die beiden Signale haben unterschiedliche Aufgaben, berichteten Forscher der Universität Tübingen im Fachjournal "Plos One". Das nach oben gerichtete Signal aus der Nase diene zum Auffinden von Insekten, das nach unten gerichtete Signal aus dem Mund helfe der Fledermaus dabei, sich in ihrer Umgebung zu orientieren.

Der Grund für diese Art der Echolokation: Die Signale der Mopsfledermaus seien im Vergleich zu jenen anderer Fledermausarten sehr leise, sagte der Biologe Hans-Ulrich Schnitzler, der an der Studie mitgearbeitet hat. Dadurch hätten die Tiere bei der Jagd zwar den Vorteil, dass ihre Beute – Nachtfalter, die über einen guten Gehörsinn verfügen – sie erst sehr spät bemerke und nicht mehr ausweichen könne. Allerdings erhalte die Fledermaus durch die geringe Lautstärke nur wenige Informationen über die Umgebung, in der sie fliegt. Das zweite Signal diene daher zur Orientierung im Gelände.

Superschnelle Reaktionszeit

Für die Studie nahmen die Forscher mit 16 Mikrofonen mehr als 300 Signale von wilden Mopsfledermäusen in Frankreich auf. Mit diesen Aufnahmen wurde bestimmt, in welche Richtung und mit welchem Druckpegel der Schall ausgesendet wurde.

Fledermäuse können kurz vor dem Fang ihrer Beute Echoortungs-Signale wesentlich schneller verarbeiten als der Mensch schauen kann, wie Neurobiologen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in einer früheren Studie herausfanden. Demnach liegt die Reaktionszeit der Tiere bei 50 bis 100 Millisekunden. Die Pupillenbewegung beim Menschen funktioniert dagegen langsamer, mit Reaktionszeiten zwischen 200 und 300 Millisekunden. (red, 14. 9. 2015)