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Der Kopf von Lenin darf zurückkehren.

Foto: AP Photo/Hansi Krauss

Sein Abtransport war spektakulär und wurde auch im Film "Good Bye, Lenin" für immer für die Nachwelt festgehalten: Langsam schwebte der monumentale, 3,5 Tonnen schwere und 1,7 Meter hohe Schädel des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin über die Häuser Ostberlins. Es war im Jahr 1991, zwei Jahre nach dem Mauerfall, ein Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung.

Symbole des Kommunismus waren damals nicht en vogue, sie sollten weg aus dem Stadtbild. Und so ging es Lenin an den Kragen. In 129 Einzelteile wurde die 19 Meter hohe Statue zerlegt. Geschaffen hatte sie 1970 der sowjetische Bildhauer Nikolai Tomski – zum 100. Geburtstag des "Begründer des Sowjetstaates". In Ostberlin stand das auch bei Westtouristen beliebte Fotomotiv aus ukrainischem Marmorgranit auf dem Leninplatz, der heute "Platz der Vereinten Nationen" heißt.

Vergraben

Und was macht man mit Dingen, die man nicht mehr sehen will? Genau, man vergräbt sie. Lenin erging es nicht anders. Sein Kopf und der Rest des Körpers wurden nach der Demontage einfach in einem Wald im Südosten von Berlin in einer Senke eingebuddelt.

Diese wuchs zu, Birken und Unkraut wucherten. Doch in Vergessenheit geriet Lenin nicht.

"Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler" heißt eine Ausstellung, die nun in der Zitadelle Spandau geplant wird. Zu sehen sein sollen Berliner Denkmäler, die in den vergangenen 100 Jahren verschwunden sind. Und da fiel irgendwem dann Lenin in seinem Grab ein.

Umgesiedelte Eidechsen

Zuerst wollte der Senat den Schädel dort auch ruhen lassen. Zu teuer sei die Bergung, zu aufwändig, und überhaupt: An der Ruhestätte hätten es sich streng geschützte Zauneidechsen gemütlich gemacht. Doch der Spandauer CDU-Stadtrat Gerhard Hanke machte sich für Lenins Rückkehr stark: "Es geht ja nicht um seine Ideologie, sondern um die Skulptur. Wir haben das alles sehr sorgfältig mit einem wissenschaftlichen Beitrat diskutiert."

Also wurden die Eidechsen im Sommer mühsam umgesiedelt, und nun läuft dieser Tage die Bergung, die die zuständigen Stellen gerne streng geheim halten würden – was angesichts des hohen Interesses der Berliner und des nicht eben kleinen Umfang des Fundstücks schwierig werden dürfte. Durch die Luft, so wie 1991, wird Lenins Kopf allerdings nicht mehr schweben. Das hätte 460.000 Euro gekostet und wäre doch zu teuer geworden. Aber auf dem Tieflader reist es sich nach 24 Jahren in der Erde doch auch ganz bequem nach Spandau. Dort wird der Kopf gereinigt und bekommt einen Sockel. Zu sehen sein wird er 2016. (Birgit Baumann aus Berlin, 8.9.2015)