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Dem Sprachakrobaten Ernst Jandl gedenkt man im Salzburger Kulturforum Odeion.

Foto: Picturedesk / Brigitte Friedrich

Salzburg – Dass kreatives Sprachspiel Spaß machen kann, hat Ernst Jandl zeitlebens demonstriert. Anfang August hätte der Wiener Großmeister der humoristischen Sprachbastelei seinen 90. Geburtstag gefeiert, aus diesem Anlass wird nun, leicht zeitversetzt, an zwei Abenden im Salzburger Odeion an den 1925 in Wien geborenen Wortkünstler erinnert.

Als Dichter trat der gelernte Lehrer erstmals in den 1950er-Jahren in Erscheinung. Damals stand er der Wiener Gruppe (H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Konrad Bayer, Friedrich Achleitner, Oswald Wiener) nahe. Zu dieser Zeit begann seine lebenslange Freundschaft und künstlerische Partnerschaft mit Friederike Mayröcker.

Unnachahmlicher Vortragsstil

Zentrales Element seiner Gedichte, die ursprünglich in der Tradition der Konkreten Poesie standen, sich dann auf eine visuelle Ebene und zu seinen bekannten Lautgedichten hin erweiterten, war der relativ unnachahmliche Vortragsstil des Autors.

Später in seiner Karriere interessierten ihn vor allem die alltäglichen "Sprachfehler" und "Sprachverbiegungen", immer wieder besaßen die Ergebnisse auch eine politische Dimension.

Wie im Konversationsstück Die Humanisten, das am Donnerstag von der ehemaligen Gruppe 80 aufgeführt wird. Helga Illich und Helmut Wiesner hatten das Wiener Kellertheater 1983 gegründet, gemeinsam mit Gabriela Hütter und Alfred Schedl gibt man neben Jandl-Poemen nun Die Humanisten.

Das sind zwei nobelpreisgekrönte Intellektuelle und Kunstschützer, die, mit ihren humanistischen Bildungsidealen protzend, stets nur die eigene Borniertheit und reaktionär-spießige Einstellung zum Ausdruck bringen.

Jazz als Lebenselixier

Für den im Jahr 2000 verstorbenen Jandl war die Jazzmusik ein Lebenselixier und eine dauernde Inspirationsquelle – immer wieder hat der Sprachakrobat mit einschlägigen Musikern wie Dieter Glawischnig oder dem Vienna Art Orchestra zusammengearbeitet.

Inspiriert hat das auch den Multiinstrumentalisten und Komponisten Christian Muthspiel, nämlich zu seiner am Freitag angesetzten Soloperformance Für und mit Ernst.

Darin vertont Muthspiel 30 Jandl-Gedichte. Mit dem Einsatz von Posaune, Klavier, Stimme, Keyboard, Kinderinstrumenten, Echoplex, Sampler und Elektronik entstehen polyfone Laut-Klang-Gebilde, die Stimme des Dichters ist ebenfalls Teil der Aufführung.

Gemäß den ästhetischen Kriterien von Jandls Sprechgedichten arbeitet Christian Muthspiel spielerisch mit Reduktion, Erweiterungen, Wiederholungen und Mutationen. (Gerhard Dorfi, 8.9.2015)