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Keine Chance auf dem Arbeitsmarkt: Asylwerber in Österreich.
Bregenz/Wien – Er ist 33, ein freundlicher, kommunikativer junger Mann. Seit wenigen Monaten lebt der Iraker in Vorarlberg, sucht hier Schutz und eine neue Existenz. "Ich bin gesund, habe zwei geschickte Hände, ich kann arbeiten", sagt der gelernte Friseur Hassan H. Eine Beschäftigungszusage hätte er, doch Asylsuchende dürfen in Österreich nicht arbeiten.
Dabei wäre ihre Arbeitskraft gefragt. 40 Anfragen verzeichnete die Alberschwender Selbsthilfegruppe "Wir sind aktiv", die Nachbarschaftshilfe vermittelt, allein im August. Doch solange Asylsuchende nicht als Flüchtlinge anerkannt sind, dürfen sie in Österreich maximal 31 Stunden im Monat gegen Spenden "Nachbarschaftshilfe" leisten. Noch wird die Öffnung des Arbeitsmarkts für Asylsuchende, wie in Deutschland bereits geschehen, von der Bundesregierung abgelehnt.
Arbeitskräfte gesucht
Gregor Hoch, Vorsitzender der österreichischen Hoteliervereinigung und seit ein paar Monaten Gastgeber für Flüchtlinge, fehlt dafür das Verständnis. "Ich sehe mich nicht als Experte in Flüchtlingsfragen, aber ich beobachte die Situation und mache mir Gedanken", sagt der Lecher Hotelier. Er beherbergt wie andere Branchenkollegen im Dorf seit einigen Monaten temporär Asylsuchende. Hoch: "Ich sehe Menschen, die arbeiten möchten, und solche, die Arbeit zu vergeben hätten. Warum bringt man die nicht zusammen?"
Im Rahmen des Saisonnierkontingents wäre eine Arbeitserlaubnis eventuell möglich, heißt es aus dem Arbeitsmarktservice. Das regionale Kontingent für Saisonarbeitskräfte ist aber mit 210 Stellen begrenzt, zudem für langjährige Mitarbeiter reserviert, sagt Hoch. Lehrplätze zu schaffen wäre für ihn die bessere Lösung.
Flüchtlinge möchten lernen
Das wäre ganz im Sinn der betroffenen jungen Menschen. Bei einem Bürgermeistertreffen zur Flüchtlingsfrage in Alpbach schlug der 19-jährige afghanische Flüchtling Mostafa Noori vor, jenen 2.000 Flüchtlingen, die einen Hauptschulabschluss haben und noch in der Grundversorgung sind, eine Lehre zu ermöglichen.
Deutschland öffnet Arbeitsmarkt
Im Nachbarland Deutschland wurde der Arbeitsmarkt für Asylsuchende unter Bedingungen geöffnet. Nach drei Monaten Aufenthalt bekommen sie eine Arbeitserlaubnis, vorausgesetzt, es ist kein EU-Bürger für die Stelle zu finden. Die deutsche Industrie erhofft sich Arbeitskräfte.
Flüchtlinge seien für Deutschlands Wirtschaft eine große Chance, sagte kürzlich Daimler-Chef Dieter Zetsche. Man suche junge, motivierte, gut ausgebildete Menschen. Zetsche fordert, Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren und Auszubildende nicht abzuschieben. Der Vorsitzende der Deutschen Post, Frank Appel, will rasche Arbeitsbewilligungen. (Jutta Berger, 9.9.2015)