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Die Fans der Patriots vertrauen auf das Können Tom Bradys. Der Quarterback hat allerdings einen ziemlich heißen Sommer hinter sich.

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Foxborough – Immerhin, seinen Humor hat Tom Brady nicht verloren – trotz des "Deflategate"-Skandals, trotz der Infragestellung seiner ehelichen Treue. "Ja, es war eine lustige Offseason", sagte der Starquarterback der New England Patriots, nachdem er in der Sommerpause der National Football League (NFL) nicht aus den Schlagzeilen herausgekommen war. Damit erntete der viermalige Super-Bowl-Sieger wenigstens ein paar Lacher.

Aus dem Dauerstreit mit der Liga wegen manipulierter Bälle ging der 38-jährige Kalifornier vorerst als Sieger hervor. Und mit Supermodel Gisele Bündchen, der brasilianischen Mutter zweier seiner drei Kinder, ist er nach wie vor verheiratet. Dennoch kommt der Auftakt zur neuen Saison äußerst gelegen. Am Donnerstag, also in der mitteleuropäischen Nacht auf Freitag, sind die Pittsburgh Steelers im heimischen Gillette Stadium zu Foxborough, Massachusetts, die ersten Gegner von Bradys Patriots.

Eher aufgeblasen

Erst am vergangenen Donnerstag hatte ein New Yorker Gericht Bradys höchst umstrittene Vierspielesperre aufgehoben, die ihm wegen des Skandals im Play-off-Halbfinale der Vorsaison gegen die Indianapolis Colts (45:7) aufgebrummt worden war. New England war vorgeworfen worden, die Bälle absichtlich zu schwach aufgepumpt zu haben, Tom Brady wurde Mitwisserschaft unterstellt – "Deflategate", von "deflate", also Luft ablassen, war das große Thema.

Die Liga mit Commissioner Roger Goodell, der seinen Kritikern zufolge zum wiederholten Mal keine gute Figur machte, verurteilte die Patriots zu einer Strafe von einer Million Dollar sowie zum Verlust von zwei Positionen bei der alljährlichen Rekrutierung von vielversprechenden Jungprofis (Draft-Picks). Die Sperre von Brady war quasi eine Zugabe. Der Superstar bezeichnete sie als "sehr enttäuschend", er habe "absolut nichts Falsches getan". Nach langen Nachforschungen und zahlreichen Anhörungen stimmte der zuständige Bundesrichter Richard Berman Brady zu. Die Fans der Patriots jubelten, Goodell kündigte Berufung an.

"Das war nicht gut für unseren Sport. Wir alle haben verloren", schrieb Brady bei Facebook: "Ich freue mich, dass ich spielen darf, aber es tut mir leid, dass die Liga das durchstehen musste. Ich kann die Rückkehr auf das Spielfeld kaum noch erwarten, die Aufmerksamkeit der Fans kann sich wieder auf das richten, was wirklich zählt."

In Bradys Fall zählen eigentlich nur noch Rekorde. Durch das 28:24 über die Seattle Seahawks in Super Bowl XLIX zu Glendale hatte er im Februar mit den Quarterback-Legenden Joe Montana und Terry Bradshaw gleichgezogen, die ebenfalls viermal triumphiert hatten. Brady hatte jedoch Montana bei dieser Gelegenheit die Bestmarke für die meisten Touchdown-Pässe (13) in einem Finale abgejagt. Mit seiner dritten Auszeichnung als wertvollster Spieler der Super Bowl (MVP) zog Brady nochmals mit Rekordhalter Montana gleich.

Ab Freitag sollen die Bestmarken weiterpurzeln. Seinen Rhythmus muss der Spielmacher aber wohl noch finden. Durch die drohende Spielsperre musste Coach Bill Belichick in der Vorbereitung auch Ersatz-Quarterback Jimmy Garoppolo ordentlich Spielzeit geben. Während sich der 23-jährige Jungspund von Spiel zu Spiel steigerte, überzeugte Altmeister Brady bei seinen kurzen Einsätzen eher selten. Dennoch gehören die Patriots natürlich wieder zu den Favoriten, erst recht, wenn Brady wieder voll dabei ist.

Nahezu sicher sind sich die Auguren, dass die Seahawks um Quarterback Russell Wilson auch die 50. Super Bowl schmücken werden, die am 7. Februar 2016 im 75.000 Zuseher fassenden Levi's Stadium der San Francisco 49ers in Santa Clara, Kalifornien, steigt. Etwas stärker als die Patriots werden die Green Bay Packers eingeschätzt, etwa gleich stark die Colts. (sid, red – 8.9. 2015)