Vor zwei Jahren haben die Schweizer mit großer Mehrheit gegen eine Initiative zur Begrenzung von Managergehältern auf das Zwölffache des geringsten Gehalts im gleichen Unternehmen gestimmt. In Österreich würde eine solche Abstimmung – ebenso wie in Deutschland – wahrscheinlich anders ausgehen. Gehälter über 500.000 Euro im Jahr gelten als unanständig, Gagen über eine Million als skandalös.

Aber nehmen wir an, Österreichs Teamchef Marcel Koller würde morgen ein sehr lukratives Angebot aus dem Ausland erhalten, und der ÖFB würde alle Fußballfans um Spenden bitten, damit er Koller im Land halten kann.

Was würden Österreicher für Koller spenden?

Ich könnte mir vorstellen, dass eine Million Österreicher bereit wären, rund 50 Euro im Durchschnitt zu bezahlen. Schließlich ist es vor allem dem Schweizer zu verdanken, dass Österreich plötzlich eines der besten Nationalteams der Welt hat.

Mit 50 Millionen Euro könnte man Koller, der derzeit zwischen einer und 1,5 Millionen Euro brutto verdient (die Angaben gehen auseinander), noch viele Saisonen im Land halten und selbst eine Abwerbung durch Bayern München, das seinem Trainer Pep Guardiola zwölf Millionen im Jahr bezahlt, verhindern.

Kräftig gestiegener Marktwert

Nun würde Koller allein wegen mehr Geld vielleicht nicht sein ÖFB-Team verlassen, und auch eine kräftige Gehaltserhöhung würde ihn nicht zu einem (noch) besseren Trainer machen. Aber Kollers Marktwert ist in den vergangenen zwei Jahren eindeutig gestiegen.

Und das Beispiel zeigt, wie in einem freien Markt leicht ein Aufwärtsdruck bei Managergagen entstehen kann und CEOs deutlich mehr bezahlt wird, als sie für ein Leben im Wohlstand als Anreiz für gute Arbeit benötigen.

Gäbe es in Österreich einen gesetzlichen Deckel für Managergagen und könnte der ÖFB deshalb Koller nicht halten, dann würde das wohl einen Aufschrei in die andere Richtung auslösen.

Manche Konzernchefs bringen noch mehr

Dabei bringt Koller dem Land – zumindest dem fußballbegeisterten Teil – nur Freude und Stolz. Ein erfolgreicher Konzernchef aber schafft tausende Arbeitsplätze und generiert hunderte Millionen an Steuereinnahmen. Und wirklich gute Manager sind Mangelware.

Ein Wolfgang Eder, der die Voestalpine in einer schwierigen Branche zu einem Vorzeigeunternehmen mit besonders hoher Wertschöpfung gemacht hat, verdient im doppelten Sinn seine 2,6 Millionen Euro Jahresentgelt.

Überbezahlt sind die Schlechten

Das Problem ist viel eher, dass auch mittelmäßige und schlechte CEOs oft sehr hohe Gehälter erhalten und diese selbst bei Verlusten nicht entscheidend sinken. Seit Jahren wird daher an Modellen gebastelt, um Managergagen leistungsabhängiger zu gestalten.

Aber das schafft oft neue Probleme – die Vergabe großzügiger Aktienoptionen fördert Marktmanipulationen und Bilanzfälschungen – und wird meist auch nicht mit der notwendigen Disziplin umgesetzt. Zu eng ist die Verflechtung zwischen Aufsichtsräten, die über das Entgelt entscheiden, und den Vorständen, die davon profitieren.

Transparenz funktioniert nicht

Die Verpflichtung zur Veröffentlichung von Vorstandsgehältern hat absurderweise dazu geführt, dass die Gagen weiter gestiegen sind. Denn Konzerne wollen ihren Chefs nicht weniger bezahlen als die Konkurrenz.

Keine Frage: Viele Manager – und vielleicht die gesamte Riege – sind überbezahlt, vor allem in den USA. Die Diskussion, wie man gegensteuern kann, ist notwendig und geht weiter. Aber strikte gesetzliche Deckel sind nicht der richtige Weg. Manchmal sind CEOs Millionen wert. (Eric Frey, 9.9.2015)