Die Ausstellung von Jean Paul Gaultier ist keine Mode-Werkschau, sondern eine multimediale Inszenierung.

Foto: Jean-Paul Goude

Der Mann ist so präsent wie schon lange nicht: Seitdem Jean Paul Gaultier im vergangenen Jahr seine Prêt-à-porter- Linie einstellte und seitdem nur noch halbjährlich eine Haute-Couture-Kollektion zeigt, hat er offenbar Zeit für anderes – für Ausstellungen zum Beispiel. Jene aus dem Pariser Louvre übersiedelt jetzt in die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung nach München, wo sie bis Anfang kommenden Jahres zu sehen sein wird. Das Ganze ist keine Mode-Werkschau, sondern eine multimediale Inszenierung, die die Laufbahn des 63-Jährigen seit Anfang der 1970er-Jahre nachzeichnet: die Tabubrüche, die der französische Designer so lustvoll betrieben hat, die ironische Unterwanderung gängiger Schönheitsideale, die Überwindung der Geschlechterdichotomien in der Mode.

Stockerl in der Modegeschichte

Mit seinen Bühnenoutfits für Popstars (Madonna, Kylie Minogue) verließ er die elitäre Bühne der Mode und fand sich dort wieder, woher er auch viele seiner Inspirationen nahm: inmitten der Alltags- und Jugendkulturen. All das hat Gaultier ein Stockerl in der Modegeschichte des 20. Jahrhunderts gesichert, auf dem er sich getrost ausruhen könnte (die Tantiemen aus den Parfumverkäufen sichern ihn finanziell ab). Macht er aber nicht. In den Swarovski-Stores in Innsbruck und Wien wird Gaultier ab Mitte September die Ausstellungsflächen bespielen. Swarovski ist im Übrigen auch der Hauptsponsor der Münchner Ausstellung. Ein bisschen Schotter, äh Glitzer kann selbst jemand wie Gaultier gut gebrauchen. (Stephan Hilpold, Rondo, 15.9.2015)