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Pro
von Christoph Winder

Fühlen Sie sich häufig müde, lustlos, antriebsschwach? Dann zählen Sie sicher zu jenem Menschenschlag, der noch nicht weiß, dass ein paar Energiesteine im Wasserkrug Wunder wirken können. Jeder Energiesteinverkäufer wird Ihnen bestätigen, dass die vom Stein ins Wasser übertragenen bioenergetischen Schwingungen das körperliche und seelische Wohlbefinden dramatisch fördern.

Für die optimale energetisierende Wirkung gilt es allerdings, den richtigen Stein zu wählen. Die üblichen Verdächtigen (Bergkristall, Rosenquarz, Amethyst) haben gewiss ihre Meriten. Viel besser sind aber Rohdiamanten oder auch in den Krug versenkte Diamantencolliers. Sehr belebend wirken in Wasser aufgelöste Pissoirsteine, sie sind jedoch geschmacklich nicht jedermanns Sache. Hinkelsteine geben zwar massig Schwingungen ab, allerdings ist nicht in jedem Haushalt ein entsprechend großer Wasserkrug vorrätig. Ich persönlich bevorzuge daher frisch von der Straße gepflückte Pflastersteine. Seit ich die regelmäßig in den Krug gebe, fühle ich mich wie neugeboren.

Kontra
von Ronald Pohl

Für gewöhnlich ist mit Steinen im Flüssigkeitsbehälter nicht zu spaßen. Man denke an die fiesen Harnsteine, lat.: Urolithe. Diese Quälgeister klumpen, ohne dass sie jemand darum gebeten hätte. Sie verstopfen Röhren und bewirken Koliken. Sie sind wanderlustig wie die Roten Falken und können das Nierenbecken besiedeln. Dort angekommen, schließen sie sich zu hartem "Ausgussstein" zusammen. Im 19. Jahrhundert war ein eigener Berufsstand mit der Beseitigung der Biester beschäftigt, der sogenannte Lithotomus. Leider Gottes scheint dieses gottbegnadete Handwerk dem völligen Vergessen anheimgefallen.

Von der energiespendenden Wirkung der Harnsteine ist wenig überliefert. Doch gilt das nicht generell für Steine? Man tritt hoffentlich keinem Waldviertler Esoteriker zu nahe, wenn man das Umarmen moosbedeckter Menhire für blanke Zeitverschwendung hält. Man kann ein paar Kiesel natürlich auch in den Krug stecken. Besser aber wäre es, sie in einem Kübel Cola zu parken. Über Nacht sind die kleinen "Energiespender" spurlos verschwunden. (Rondo, 11.9.2015)