Blackrock ist überall. Egal welcher Bereich der Finanzwirtschaft oder welche Region der Erde – der neue Wall-Street-Gigant ist längst prominent vertreten. Den rasanten Aufstieg Blackrocks von einem kleinen Dienstleister zu einem weltweit bedeutenden Finanzkonzern beleuchtet die deutsche Journalistin Heike Buchter in ausführlicher Weise. Sie legt dar, wie es der ehemalige Anleihenexperte der First Boston, Larry Fink, bewerkstelligt hat, nach einer beruflichen Niederlage, die andere einer glorreichen Karriere in der New Yorker Hochfinanz beraubt hätte, den Grundstein für eine einmalige Laufbahn zu legen. Eine, die ihn binnen kurzer Zeit zu einem der mächtigsten Menschen der Wall Street machte.

Im Zuge der Aufarbeitung von Finks Laufbahn thematisiert Buchter nahezu alle wichtigen Episoden, die seit den 1980er-Jahren an der Wall Street hohe Wellen geschlagen haben, von der Asienkrise über den folgenschweren Untergang der Investmentbank Lehman Brothers bis zur stetig wachsenden Bedeutung der Schattenbanken in der Finanzindustrie. Dabei werden Persönlichkeiten, deren Bekanntheit längst über die Finanzbranche hinausreicht, und deren Beziehungen zueinander beleuchtet.

Fink verstand es nicht nur, sich in diesem Netzwerk aus der High Society der Hochfinanz und der Politik hervorragend zurechtzufinden und es für Blackrock gewinnbringend zu nutzen, er erkannte auch früh die Zeichen der jeweiligen Zeit und nutzte Gelegenheiten zum Wachstum, wo immer sich diese boten. Wobei sein Blackrock-Konzern insbesondere seit der Finanzkrise ab 2008 den Turbo zündete und daraufhin zum globalen Finanzimperium aufstieg.

Computergestützte Analysemethoden

Dazu setzte Blackrock gezielt computergestützte Analysemethoden aus früherer Zeit dazu ein, den Wert jener als toxisch geltenden Portfolios zu ermitteln, die in und nach der Krise so manche Großbank oder in Europa auch Staatsfinanzen ins Wanken brachte, um für Blackrock prestigeträchtige Aufträge an Land zu ziehen. Dabei ging es um die Bewertung jener Derivate, die den US-Versicherungsriesen AIG beinahe in den Ruin getrieben hätten, oder die Ermittlung des Finanzbedarfs der Euro-Schuldenstaaten Irland oder Griechenland. Freilich wurden nicht immer alle Vorschriften für öffentliche Ausschreibungen eingehalten – in der Not bestimmt der Zweck über die Mittel.

Den Aufstieg von Blackrock beschleunigte auch die zunehmende Beliebtheit sogenannter ETFs. In diesem Bereich verfügt Finks Konzern mit iShares über einen führenden Anbieter dieser börsennotierten Fonds, die starr einen gewissen Börsenindex nachbilden. Wie auch in anderen Zusammenhängen kommen im Buch hinsichtlich des ETF-Booms auch Kritiker zu Wort: Der Markt für passive Indexfonds sei mittlerweile so stark angeschwollen, dass der Schwanz mit dem Hund wackelt. Eine Entwicklung, von der in Stressphasen eine neuerliche Bedrohung für die ganze Finanzwelt ausgehen könne.

Als Nebeneffekt des ETF-Booms ist Blackrock über iShares zu einem gewichtigen Miteigentümer der weltweit größten, börsennotierten Unternehmen aufgestiegen. Bei mehreren Dax-Konzernen ist Finks Finanzgigant bereits einflussreichster Aktionär.

Die als New-York-Korrespondentin tätige Autorin versucht Licht in das Dunkel der Schattenbanken im Allgemeinen und Blackrock im Speziellen zu werfen. Sie bedient sich dabei einer Sprache, die es auch Laien ermöglicht, in die Welt der Hochfinanz abzutauchen. (Alexander Hahn, 10.9.2015)