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Graciela Elizalde leidet am Lennox-Gastaut-Syndrom

Foto: REUTERS/Daniel Becerril

Mexiko-Stadt – Ein achtjähriges Mädchen, das täglich rund 400 Epilepsie-Anfälle durchleidet, wird Mexikos erste legale Konsumentin von medizinischem Marihuana: Trotz striktem Marihuana-Verbot genehmigte das Gesundheitsministerium am Dienstag die Einfuhr eines Mittels auf der Basis von Cannabidiol (CBD), das die Anfälle des Mädchens deutlich verringern soll.

Zuvor hatte ein Richter den Eltern gegen den Widerstand der Regierung die Nutzung des Mittels erlaubt. Die achtjährige Graciela aus der nordmexikanischen Industriestadt Monterrey leidet unter dem sogenannten Lennox-Gastaut-Syndrom, einer schwer zu behandelnden Form der Epilepsie. Ihr erstes Wort als nicht ganz Zweijährige war "Mama", seitdem spricht sie nicht mehr. Sie trägt Windeln, kann nur kriechen und bewegt sich in einem pinkfarbenen Rollstuhl vorwärts. Ihre Eltern versuchten mit unzählige Therapien bis hin zu einer Gehirn-OP, das Leiden ihrer Tochter zu lindern – nichts half, stattdessen wurde es über die Jahre nur noch schlimmer.

Ihre ganze Hoffnung ruht nun auf Epidolex, einem Mittel auf Grundlage des aus der Hanfpflanze gewonnenen Cannabidiol, das sich noch in der Probephase befindet. Dessen britischer Hersteller GW Pharmaceuticals spricht von ermutigenden Ergebnissen: Bei Tests in elf US-Krankenhäusern habe sich die Zahl der Anfälle bei den 137 jungen Probanden im Durchschnitt mehr als halbiert. "Wir sind glücklich", sagte Gracielas Vater Raul Elizalde nach einem Treffen mit dem Leiter der Behörde, die für Medizinimporte aus dem Ausland zuständig ist. "Es ist unsere letzte Hoffnung".

Das Gesundheitsministerium machte aber gleichzeitig deutlich, dass die Einfuhrerlaubnis eine einmalige Ausnahme bleibe. Dies bedeute nicht, dass nun Marihuana "in welcher Form auch immer" importiert werden dürfe. Nach Angaben von Gracielas Vater geht auch der Kampf vor Gericht ungeachtet der Importerlaubnis weiter, da die Behörden Berufung gegen die Entscheidung des Richters eingelegt haben. (APA, 9.9.2015)