Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs mit verbalem Schulterzucken zu quittieren: Irgendwie klingt Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl derzeit so, als wäre er in einer anderen Partei. Es sei ihm "so etwas von egal", dass er seine Anschuldigungen gegen den Ex-Kunsthalle-Direktor Gerald Matt als unwahr widerrufen müsse, sagte er nonchalant, Hauptsache sei doch, dass Matt sein Amt in der Kunsthalle nicht mehr ausübe. Das war's dann auch. Dieser Zinggl'sche Hoch- und Gleichmut ist beileibe kein Einzelfall, er beschränkt sich auch nicht auf seine Person oder gar seine Partei.

Sicher, es ist schwierig, in einer politisch lauten Zeit lauter zu bleiben. Verbalrabauken verschaffen sich Gehör und Aufmerksamkeit, auf ihrer Stimmenjagd vermantschen sie geschickt (unbewiesene) Anschuldigungen mit persönlichen Antipathien. Persönliche Konsequenzen? Keine. Allfällige Gerichtskosten und Spesen für allfällige mediale Entgegnungen übernimmt in den meisten Fällen die jeweilige Partei. Imagepolitur durch neue Diskussions- und Fehlerkultur täte not, nicht nur im Parlament, aber vor allem dort. (Jung-)Wähler sollen sich ein Bild von den Parteien und ihren Angeboten machen: aber welches?

Für die von uns gewählten Volksvertreter aller Couleur dürfte Rufmord keine politische Handlungsanleitung sein. Denn seriöse Politik hat auf der Gerüchtebörse nichts zu suchen. (Andrea Schurian, 9.9.2015)