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Tausende Flüchtlinge kamen in der Nacht auf Donnerstag in Nickelsdorf an.

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Sie warteten laut Einsatzkräften geordnet auf die Weiterfahrt nach Westen.

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Nickelsdorf/Wien – In der Nacht auf Donnerstag sind erneut mehr als 3.000 Flüchtlinge am Grenzübergang Nickelsdorf im Burgenland angekommen, am Morgen erreichten die ersten von ihnen den Wiener Westbahnhof. Allein zwischen Mitternacht und drei Uhr früh trafen mehr als 1.700 Personen aus Ungarn an der Grenze ein, teilte der Einsatzleiter der Polizei mit. "Unsere Transportkapazitäten sind ziemlich erschöpft", erklärte er.

In den frühen Morgenstunden befanden sich rund 2.800 Flüchtlinge an dem Grenzübergang. Zudem seien 400 Menschen auf dem Nova-Rock-Gelände und 250 in Parndorf untergebracht, hieß es von den Einsatzkräften und dem Roten Kreuz. Busse wurden für die Flüchtlinge bereitgestellt. Die Bundesstraße 10 von Ungarn nach Österreich blieb in Nickelsdorf die gesamte Nacht aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Erster Zug in Wien angekommen

Ein gegen 6 Uhr abgefahrener Sonderzug mit einer ersten Gruppe von rund 400 bis 500 Personen kam planmäßig am Westbahnhof an. Sie wurden von Polizei, ÖBB-Mitarbeitern und Freiwilligen in Empfang genommen. Rund 80 Menschen durften direkt in eine Garnitur der Westbahn nach Salzburg einsteigen, die übrigen mussten vorerst auf ihre Weiterfahrt warten und wurden mit Wasser und Nahrungsmittel versorgt.

Rund 280 Flüchtlinge hätten die Nacht am Bahnhof verbracht, sagte ein Caritas-Mitarbeiter. Sie alle wären zwar am liebsten noch am gestrigen Mittwoch nach Deutschland weitergefahren, die Plätze für Flüchtlinge in den Zügen seien aber meist auf zwei Waggons beschränkt. Auch in einen Railjet nach Bregenz, der den Westbahnhof kurz vor 7.00 Uhr verließ durften nur 200 Flüchtlinge steigen.

Die Lage am Bahnhof war am Donnerstag zunächst dennoch ausgesprochen ruhig und geordnet. Die Flüchtlinge, angesichts der kühlen Temperaturen oft noch in Decken oder Schlafsäcke gehüllt, schienen erleichtert, in Wien angekommen zu sein und warteten auf Verbindungen nach Deutschland. Allerdings durften sie dabei den Bahnsteig nicht verlassen.

Insgesamt verbrachten 1.000 Flüchtlinge die Nacht in Wien. Erstmals hat laut Caritas auch eine Pfarre – jene in Neufünfhaus – ihr Pfarrheim geöffnet. Dort gebe es rund 100 Schlafplätze. Man bereite sich nun auf die kommenden Tage vor, sagte Klaus Schwertner, der Generalsekretär der Caritas Wien. Denn "angesichts der Zahlen aus Mazedonien" müsse man damit rechnen, dass auch in absehbarer Zeit wieder vermehrt Flüchtlinge nach Österreich kommen, so Schwertner. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) ist in den nächsten zehn Tagen mit weiteren 42.000 Flüchtlingen auf der Balkan-Route über Griechenland, Serbien und die Türkei zu rechnen.

20 Asylanträge in Österreich gestellt

Wie viele Menschen in den nächsten Stunden in Österreich eintreffen werden, war Donnerstagfrüh unklar. "Wir wissen nicht, auf wie viele wir uns einstellen müssen", sagte der stellvertretende Landespolizeidirektor des Burgenlands, Christian Stella. Zum weiteren behördlichen Vorgehen in Österreich und der Frage, ob es weitere Sonderzüge geben wird, berät am Donnerstag jedenfalls der am Wochenende eingerichtete Einsatzstab im Innenministerium, teilte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck mit. Laut Polizei gab es bis in die frühen Morgenstunden rund 20 Asylanträge.

Da in Ungarn am Dienstag schärfere Einwanderungsbestimmungen in Kraft treten, versuchen zahlreiche Menschen noch vorher, Ungarn Richtung Österreich zu durchqueren. Das umstrittene neue Einwanderungsgesetz sieht Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren für alle vor, die den Zaun an der Grenze zu Serbien überwinden. Der Aufenthalt ohne Aufenthaltstitel wird künftig in Ungarn eine Straftat und keine Ordnungswidrigkeit mehr sein. (APA, 10.9.2015)