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Foto: Eric Risberg / AP

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iPad Pro

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Es gehört zu jeder Neuvorstellung in der IT-Branche fix dazu: Egal was auch immer ein Unternehmen präsentiert, schnell finden sich Kritiker, die herausstreichen, dass dies ein anderer Hersteller schon lange im Angebot hat. In einer Welt, in der sich die Hersteller auf eine grundlegende Entwicklungsrichtung geeinigt zu haben, scheint dies auch geradezu unvermeidbar.

Revolutionäre Kopien

Und doch ist es schwer, diese Art der Reaktion zu vermeiden, wenn ein Unternehmen bei seinen Events dermaßen penetrant betont, gerade etwas "revolutionär Neues" erfunden zu haben, wie es Apple gerne tut. Unter diesem Blickpunkt hat sich nun also das US-Magazin Wired die aktuelle Runde an Apple-Neuvorstellungen angesehen – und dabei vieles gefunden, das einem doch irgendwie bekannt vorkommt.

iPad Surface Pro

Den Beginn macht dabei das iPad Pro. Selbst alteingesessenen Branchenbeobachtern fiel es dabei in ersten Reaktionen auf Twitter schwer, nicht all zu zynisch zu klingen. Immerhin erinnert das Konzept frappant an Microsofts Surface Pro. Ein großes Tablet mit starker Prozessorleistung, das um Tastatur und Stift erweitert werden kann – und sich vor allem an professionelle Nutzer richtet. Apple versucht hier ganz klar Microsoft zu imitieren. Freilich darf dabei wiederum nicht vergessen werden, dass auch das Surface Pro ohne den Erfolg des iPads undenkbar gewesen wäre.

Pencil

Apropos Stift: Unter dem Namen "Pencil" – den mit "53" übrigens bereits ein anderer Hersteller als Trademark gesichert hat – bekommt das iPad nun also eine Stiftsteuerung. Dass viele andere Anbieter bereits ähnliches im Angebot haben, egal wie oft Apple betont, dass der eigene Stift natürlich etwas ganz besonderes ist, darf als bekannt angenommen werden.

Jobs-Erinnerungen

Trotzdem: Eigentlich nur ein kleines Detail, wäre da nicht Firmengründer Steve Jobs. Dieser hatte nämlich bei der Vorstellung des ersten iPads im Jahre 2010 noch wortreich gegen solch eine Form der Eingabe gewettert. "Wenn sie einen Stylus sehen, hat es der Hersteller vergeigt". Dieser Meinung scheint sich sein Nachfolger Tim Cook also nicht anzuschließen.

Apple TV

Alles soll anderes werden mit dem neuen Apple TV – das gilt allerdings nur für Apple-User. Ob der App-Fokus oder auch die Spracheingabe, all dies erinnert stark an Amazons Fire TV oder Googles Android TV. Selbst die Präsentation einzelner Features – darunter die Möglichkeit, Filme nach einem der Schauspieler zu suchen – glich praktisch 1:1 dem, was Google vergangenes Jahr vorzeigte.

Live Photos

Eine genuine, geradezu revolutionäre Neuerfindung sollen die sogenannten Live Photos für iOS sein, versichert Apple. Und tatsächlich ist es fraglos ein nettes Feature, dass die iPhone-Kamera nun vor einem solchen Foto auch die letzten drei Sekunden abspeichert – und so das Geschehen nachträglich zum Leben erwecken kann. Neu ist das allerdings nicht, HTC hat dies mit seinen Zoes bereits vor einigen Jahren ermöglicht.

Alles relativ

All diese Beobachtungen ändern freilich nichts daran, dass die aktuellen Vorstellungen für Apple-Nutzer trotzdem relevante Verbesserungen bringen. Und es wäre ja nicht so, als würden sich Google oder Microsoft nicht ebenso eifrig bei der Konkurrenz aus Cupertino bedienen... (red, 10.9.2015)