London – Das am 30. September erscheinende "Times Higher Education World University Ranking" hat seine Methode geändert: Von dieser Ausgabe an werden"Freak-Publikationen" für die Rangliste nicht mehr berücksichtigt. Darunter verstehen die Herausgeber wissenschaftliche Veröffentlichungen mit mehr als 1.000 Autoren. Insgesamt werden so 600 Publikationen (von elf Millionen analysierten) nicht mitgezählt.

Das "Times"-Ranking ist eines der wichtigsten für Hochschulen. Österreichische Universitäten haben sich zum Teil verbindlich als Ziel vorgegeben, ihre Platzierung dort zu verbessern. Beste österreichische Uni in der Rangliste ist derzeit die Uni Wien auf Platz 182.

Potenzial, die Rangliste zu verzerren

Als Grund für den Ausschluss nennt Herausgeber Phil Baty in seinem Blog, dass diese Publikationen das Potenzial hätten, die Rangliste zu verzerren. So basiere die Veröffentlichung "Charged-particle multiplicities in pp interactions at sqrt(s) = 900 GeV measured with the Atlas detector at the LHC" zwar auf bahnbrechenden Forschungsergebnissen am Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) des Europäischen Kernforschungszentrums (Cern). Das Problem sei aber, dass die Arbeit 3.222 Autoren aufweise. Ein anderes LHC-Paper habe sogar 5.154 Autoren.

Auf vergleichsweise bescheidene 1.014 Autoren kam die Veröffentlichung"Drosophila Muller F Elements Maintain a Distinct Set of Genomic Properties over 40 Million Years of Evolution" über das Genom der Fruchtfliege. Allerdings waren 900 davon Studenten, die als Teil ihrer Ausbildung bei der Aufbereitung des Entwurfs der Genomsequenzen mithalfen.

Push-Effekt für kleine Unis

Mit der bisherigen Methode würde jeder Autor solcher Publikationen bei der Ermittlung des Forschungs-Outputs seiner Universität gleich berücksichtigt, argumentiert Baty. Das hätte zwar kaum statistische Folgen für große Einrichtungen wie Harvard mit rund 25.000 Veröffentlichungen pro Jahr, könne aber kleinere Einrichtungen ungerechtfertigt in der Rangliste hinaufpushen.

Insgesamt wurden deshalb 649 von insgesamt 11.260.961 Publikationen aus der Wertung genommen (und damit auch 19.627 Zitierungen von insgesamt 51.404.506). Der Forschungs-Output macht insgesamt rund 30 Prozent des Rankings aus. Als Folge erwartet Baty eine "unwillkommene Volatilität" der Ergebnisse der heurigen Rangliste im Vergleich zu früheren.

Die vom "Times"-Ranking gewählte Vorgangsweise sei zwar eventuell "nicht die perfekte Lösung", sagt Baty. So werden etwa Publikationen mit 999 Autoren weiter berücksichtigt. Der globale Hochschulsektor habe sich aber bisher nicht auf einen fairen und aussagekräftigen Weg der korrekten Zuordnung solcher Publikationen verständigt. Als möglichen Ausweg sieht er eine anteilsmäßige Zählung dieser Veröffentlichungen.

Beim heurigen Ranking gibt es eine weitere Neuerung: Erstmals werden 800 (bisher 400) Universitäten aufgenommen. (APA, 10.9.2015)