Die Telekommunikationsprojekte waren nicht spektakulär, es "war kein Nam June Paik", sagte Robert Adrian X. Netzkunst dachte vielmehr kollaborativ.

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Wien – "Wenn du den Telefonhörer aufgelegt hast, ist das Kunstwerk vorbei", sagte Robert (Bob) Adrian X einmal zum Londoner Kurator und Autor David Lillington. Kommunikation setze immer ein Gegenüber voraus und so sei "Kommunikationskunst" eben auch ein gemeinschaftliches Unterfangen. Streng genommen sei er also gar nicht alleiniger Autor seiner Werke, meinte der gebürtige Kanadier sogar.

Begonnen hatte der 1935 in Toronto Geborene als Maler. Erst in Österreich, wohin er 1972 der Liebe wegen kam – und wo man ihn 1976 im Innsbrucker Taxispalais und der Wiener Galerie nächst St. Stephan als Vertreter einer konzeptuell-analytischen Malerei vorstellte – wurde er zum Pionier dessen, was heute unter "Medienkunst" firmiert; "Telekommunikationskunst" hatte er selbst dazu gesagt, sein Freund Roy Ascott "Telematikkunst". Egal.

Im Zentrum standen seit 1979 künstlerisch-theoretische Untersuchungen zu den Auswirkungen elektronischer Netzwerke auf Gesellschaft und Kultur. Der "medienmilitärische Komplex", also Medien, Kunst, Werbung oder Militär, interessierten Adrian X besonders. Ebenso Fragen wie: Was bedeutet die Simultanität in einer unsichtbaren Realität, die man später Internet nennen wird? Beeinflusst sie die Weltsicht?

Angesichts des zum "Megamedium" angeschwollenen Netzes sagt er 1997 ernüchtert: "Computer sind nicht wirklich nützlich." Zunächst aber – 1981 – sendete Mister X in der inzwischen legendären Aktion Surveillance/Überwachung Bilder einer Überwachungskamera (CC-TV) aus der U-Bahn-Station Karlsplatz ins ORF-Abendprogramm. Und 1982, bei der Ars Electronica, tauschten im Projekt The World in 24 Hours Künstler in aller Welt per Fax,
(Bild-)Telefon und Computernetzwerk Botschaften und Kunstwerke aus. Bei den Telefonmusik-Events wurde rund um den Globus über den Wählapparat miteinander musiziert.

Später griff er, der 1995 das Ö1- Kunstradio mitbegründet hatte, allerdings wieder auf traditionellere Medien zurück: Objekte, Installationen, Gemälde, die etwa 2001 in der Retrospektive in der Kunsthalle Wien zu sehen waren.

Bereits Montagnacht ist Robert Adrian X, 2009 mit dem renommierten Nam-June-Paik-Preis geehrt, 80-jährig in Wien gestorben. (Anne Katrin Feßler, 10.9.2015)