Soziales, auch sexuelles Miteinander unter Bonobos wird unter anderem mittels Zeigegesten und Pantomime ausgedrückt.

Foto: LuiKotale Bonobo Project/ Zana Clay

Leipzig – Fingerzeig und pantomimisches Spiel sind wichtige Bestandteile der menschlichen Kommunikation. Doch bei Tieren gab es für diese Art der Kommunikation bisher kaum Belege. Forscherinnen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig machten jetzt eine interessante Entdeckung: Um Konflikte zu vermeiden, laden Bonobo-Weibchen andere Weibchen mittels Zeigegeste und pantomimischem Hüftschwung zu einem friedensstiftenden Liebesspiel ein.

Pamela Douglas und Liza Moscovice haben über mehrere Jahre das Verhalten von Bonobos in der Forschungsstation LuiKotale im kongolesischen Regenwald beobachtet: "Weibliche Bonobos entschärfen Konflikte oft schon im Vorfeld auf friedliche Weise. Dabei spielen sexuelle Kontakte eine besondere Rolle", sagt Gottfried Hohmann, Direktor des LuiKotale Bonobo Projekts.

Einladender Hüftschwung

Wie die Beobachtungen von Douglas und Moscovice zeigen, unterstreichen Weibchen die Aufforderung zur genitalstimulierenden Umarmung mit einem anderen Weibchen durch Zeigegesten. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Wunschpartnerin auch wirklich hinschaut. Führt die erste Aufforderung nicht zum Ziel, wird die Geste wiederholt. Neben dem Fingerzeig wird der Wunsch nach körperlicher Nähe durch unmissverständliche Hüftschwünge unterstrichen; die Zielhandlung wird sozusagen pantomimisch vorweg genommen.

Sowohl das Zeigen als auch die pantomimischen Hüftbewegungen würden in ihrer Form und Funktion Parallelen zur gestisch-mimischen Kommunikation beim Menschen aufweisen und könnten Vorläufer der referentiellen Kommunikation unserer eigenen Art sein, berichten die Wissenschafterinnen im Fachblatt "Scientific Reports".

Neue Forschungsfragen

Die Entdeckung werfe eine Vielzahl spannender Fragen auf, so Hohmann: "Liegen die Wurzeln menschlicher Kommunikation im Spannungsfeld sexueller Beziehungen, also dort wo Gesten und Mimik besonders bedeutsam sind? Ist der Antrieb für komplexere Formen der Kommunikation möglicherweise gar nicht dort zu suchen, wo es um Leben und Tod geht, sondern eher in sozialen Bereichen, wo Nuancen besonders wichtig sind?"

Deren Beantwortung bedürfe neuer Forschungsansätze, für die die Beobachtungen der beiden Forscherinnen den Weg weisen würden. (red, 13.9.2015)