Jerusalem – Der Entschädigungsfonds für Opfer von Terroranschlägen in Israel hat den Antrag einer katholischen Pilgerstätte zurückgewiesen, den bei einem Brandanschlag jüdischer Extremisten entstandenen Millionenschaden zu erstatten. "Wir können die Summe nicht erstatten, weil wir gesetzlich gehalten sind, nur Terroropfer im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts oder von Kriegsfolgen zu entschädigen".

Dies erklärte die Sprecherin des Fonds, Idit Lev-Serahia, am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Anschlag auf die Brotvermehrungskirche gehe es aber um religiös motivierte Täter, sagte sie.

Israelische Rechtsextremisten

Die mit berühmten Bodenmosaiken ausgestattete Kirche im deutschen Benediktinerpriorat Tabgha am See Genezareth gilt gläubigen Christen als der Ort, an dem Jesus Christus bei der Speisung der Fünftausend fünf Brotlaibe und zwei Fische unendlich vermehrte. Bei dem Anschlag war Mitte Juni das Atrium der Kirche ausgebrannt, zwei Menschen erlitten Rauchvergiftungen. Weil auch die Infrastruktur der Pilgerstätte stark geschädigt wurde, erwartet die Kirche Kosten von mehr als einer Million Euro, um die Schäden zu beseitigen.

Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet ermittelte eine Gruppe von israelischen Rechtsextremisten als Täter, die seit zwei Jahren vermehrt Anschläge auf christliche Bauten und auf palästinensische Privathäuser in Israel und im besetzten Westjordanland verübte. Zwei nationalreligiöse Juden Anfang 20 wurden inzwischen wegen des Anschlags in Tabgha unter Anklage gestellt. Die Täter hatten an der Pilgerstätte hebräische Parolen gegen "Heiden" und "Götzendiener" hinterlassen.

"Wir hoffen jedoch, dass eine finanzielle Regelung auf anderem Wege gefunden werden kann, sei es über das Tourismusministerium oder das Amt des Ministerpräsidenten", sagte die Fonds-Sprecherin. Als der Ablehnungsbescheid diese Woche den Benediktinern schriftlich mitgeteilt wurde, wendeten sich diese an Israels Staatschef Reuven Rivlin, wie dessen Sprecher bestätigte.

Rivlin hatte Tabgha vor zwei Wochen besichtigt, unmittelbar bevor er eine Reise zum Vatikan antrat. Dabei hatte er den Mönchen seine Unterstützung im Bemühen um Entschädigung zugesagt. "Der Bürochef des Präsidenten hat inzwischen mit dem Sekretär des Regierungskabinetts gesprochen", sagte der Präsidentensprecher am Donnerstag. Dieser habe versichert, dass eine Lösung gefunden werde. (APA, 10.9.2015)