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Flüchtlinge in Nickelsdorf.

Foto: APA/EPA/Krizsan

Wien/Nickelsdorf – Der Grenzübergang Nickelsdorf auf der Ostautobahn (A4) ist Freitagfrüh aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt worden. "Der starke Menschenansturm im Grenzbereich macht die Sperre beider Richtungen notwendig", erklärte die Asfinag. Die Sperre galt ab 7 Uhr. Gegen 9.00 Uhr wurde der Grenzübergang Nickelsdorf laut Asfinag in Fahrtrichtung Ungarn wieder geöffnet. Nach Österreich blieb die Sperre vorerst aufrecht. Weiterhin wurde gebeten, auf Personen auf der Fahrbahn zu achten, entsprechend galt eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h.

Mehr als 3.000 kamen über Nacht

3.670 Flüchtlinge kamen laut der Landespolizeidirektion Burgenland am Freitag zwischen Mitternacht und 6 Uhr in Nickelsdorf an. Am Donnerstag waren es insgesamt rund 8.000 Menschen.

Direkt im Umfeld des Grenzübergangs Nickelsdorf hielten sich laut Polizei um 6 Uhr rund 2.600 Flüchtlinge auf. Hunderte weitere waren an unterschiedlichen Stellen untergebracht, darunter 600 Personen im Bezirk Mattersburg und 600 auf den sogenannten Pannonia Fields.

Zahlreiche kollabierte Personen in der Nacht

Alle Hände voll zu tun hatten in der Nacht auf Freitag in Nickelsdorf die rund 120 Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Rund 5.000 Flüchtlinge sind in der Nacht am Grenzübergang versorgt worden, schätzt die Hilfsorganisation. "Was in der letzten Nacht schon auffällig war: Wir haben relativ viele Kollapsvorfälle zu versorgen gehabt", sagte Rotkreuz-Sprecher Tobias Mindler.

Relativ viele Personen seien vor Erschöpfung zusammengebrochen, während sie auf Busse warteten oder einstiegen. "Das haben wir in der Nacht wirklich gehäuft bemerkt." Die Betroffenen seien behandelt worden und dann weitergefahren.

7.500 Menschen am Donnerstag

"Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung", sagte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil am Donnerstag in der "ZiB 2". Es stünden bis zu 30 Shuttlebusse bereit, um einen Großteil der Menschen über Nacht in Unterkünfte zu bringen.

Kritisch äußerte sich Doskozil über die Informationspolitik der ungarischen Behörden: "Wir haben nicht jene Informationen bekommen, die wir benötigen." Man habe erst um 18 Uhr von den ungarischen Kollegen erfahren, wie viele Flüchtlinge für die Nacht auf Freitag zu erwarten seien.

Wieder ist ein Konvoi zur Fluchthilfe in Wien angekommen: Rund 20 Privatfahrzeuge brachten 66 Flüchtlinge aus der Nähe von Györ zum Westbahnhof, teilte ein Initiator der Aktion in der Nacht auf Freitag mit. Die Flüchtlinge wurden am Westbahnhof von der Caritas und dem Samariterbund versorgt. Bereits am Sonntag hatte es eine ähnliche Aktion gegeben.

Rekord in Serbien

Über die Balkanroute drängen immer mehr Flüchtlinge nach Westeuropa. Allein am Donnerstag seien 5.540 Menschen in Serbien registriert worden, sagte Regierungschef Aleksandar Vučić. Das war für einen einzigen Tag ein Rekord.

Bisher waren im Schnitt nicht mehr als 2.000 Flüchtlinge aus Mazedonien in Serbien angekommen. Die Menschen stammen vor allem aus Syrien und haben Westeuropa, vor allem Deutschland, als Ziel. Serbien ist ein wichtiger Punkt auf der Balkanroute, die von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland und Skandinavien führt.

22.500 Flüchtlinge auf Lesbos

Binnen drei Tagen sind auf der griechischen Insel Lesbos etwa 22.500 Flüchtlinge und Migranten registriert worden. Die Zahl beziehe sich auf den Zeitraum von Montag- bis Donnerstagabend, teilte die Polizei mit.

Auf Lesbos, wo normalerweise nur etwa 85.000 Menschen leben, kommen derzeit besonders viele Flüchtlinge von der nahen türkischen Küste an, die meisten von ihnen aus Syrien. Die Behörden waren der Lage vor einigen Tagen kaum noch Herr. Viele Menschen mussten unter freiem Himmel schlafen, es gab Zusammenstöße zwischen der Polizei und Flüchtlingen sowie zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen.

Nach der Eröffnung eines Registrierungszentrums am Montag entspannte sich die Lage. Zahlreiche Flüchtlinge konnten inzwischen auf Fähren zum griechischen Festland übersetzen. Weiterhin kommen aber aus der Türkei Schlauchboote mit jeweils dutzenden Flüchtlingen auf Lesbos an. (APA, 10.9.2015)