Von Pudelmützenmädchen, Penisblitzern und Ledersex: Rückblick auf Tag 3 der MQ Vienna Fashion Week.

Gute Nachricht gleich zum Start: die Sonne kommt raus. Und der Nachmittag? Beginnt auch sonst ganz anders als erwartet.

Foto: Thomas Lerch

Kein Beine, Rücken, Schultern wie die meisten Shows bisher. Designerin Dörte Kaufmann ist von anderem Schlag. Die Strickspezialistin schickt Pudelmützenmädchen in Strumpfhosen über den Laufsteg. Die sehen aus, als seien sie einem Strick-Editorial der Brigitte entsprungen: rote Lippen, rosige Wangen, die langen Haare quellen unter dem Strick hervor.

Dazu knielanges Plissee, manch ein originelles Strickcape, die Hände in Fäustlingen vergraben.

Wie praktisch, dass die Stricksachen gleich im neuen Shop, der am Abend in der Kettenbrückengasse aufmacht, nachgekauft werden können.

Dörte Kaufmann
Foto: Thomas Lerch
Dörte Kaufmann
Foto: Thomas Lerch
Neon Chérie

Danach, bei Neon Chérie, zeigt die Designerin Raluca Rusu zwar auch brave Bubikrägen, kreuzt sie allerdings mit Leder. Und stellt sie auf Highheels aus.

Fulani
Foto: Thomas Lerch

Ein Prinzip, dass Omatu Gottschlich und Sandra Sturm in der nächsten Show fortsetzen. Ihr Label "Fulani" rückt den weiblichen Körper in den Mittelpunkt. Die Models laufen Hände in die Hüften, dazu die Schulterspitzen bewegend über den Laufsteg.

Die Kleider? Bedruckt mit tropischen Blumenmotiven, manchmal bauch-, meist schulter- oder rückenfrei, die Overalls nach oben hin in verstärkten, aufspringenden Bustiers endend.

Fulani
Foto: Thomas Lerch
Foto: Thomas LErch

Wenige Minuten später beginnt ein völlig anderer Film. Plötzlich knallts, und das schon kurz nach 17 Uhr. "Karl Michael" ist ein blondierter Strubbelkopf, der sich zu verkaufen weiß und die Bude ordentlich vollgemacht hat. Die weißen Papiertüten in der ersten Reihe tragen seinen Schriftzug, wer nicht genau hinschaut, denkt bei Karl natürlich gleich an – eben, den aus Paris. Doch der ist gerade ganz weit weg.

Foto: Thomas LErch

Frauen- wie Männermodels peitschen unter dem Motto "Sci Fi Punk" über den Laufsteg, übergroße Sweater, zerfetzte enge Hosen, Doc Martens, kennt man alles, aber schnell wird klar: hier ist was los – und schuld sind vor allem die Männersachen.

Foto: Thomas LErch

Zum Schluss flitzt der Designer selber hinterher, breites Grinsen, weißer Netzüberwurf, darunter nichts. Oder, naja doch: Penisblitzer für die Kameras.

Das motiviert gleich zu einer zügigen Stippvisite in der Innenstadt. Um 19:20 Uhr steht Christiane Arp, Initiatorin der Vogue Fashion Night, im Tuchlaubenhof am Kopfende des golden schimmernden Laufstegs. Und sieht sich die Roben und Pelze und Kreationen der Wiener Modemacher an. Thema der ersten Schau: "Black & White Essentials". Das klingt nicht nur nach müder Motto-Party, das sieht auch so aus.

Callisti
Foto: Thomas Lerch

Also wieder zurück zum Zelt, das Label Callisti hat sich schließlich in den letzten Jahren als Stimmungskanone der Fashion Week bewährt. Und so kommt es dann auch.

Callisti
Foto: Thomas Lerch
Callisti
Foto: Thomas Lerch

Das Zelt brechend voll, die zackige Leder-Show bekommt Szenenapplaus, Designerin Martina Müller, die genauso so sexy wie ihre Models aussieht, schreitet zum Schluss über den Laufsteg durch die Spalier stehenden Modelle.

Callisti
Foto: Thomas Lerch

Das Publikum, lauter Prachtkerle und ihre schönen Highheel-Frauen, erhebt sich. Standing Ovations wie im Fußballstadion. Wenn das die Vogue-Chefin sehen könnte. Wien ist eben mehr als Goldenes Quartier. (Anne Feldkamp, 11.9.2015)