Im Orbit von CIA und NSA kreisen viele milliardenschwere IT-Konzerne, die gut am Verkauf von Geheimdiensttechnologien verdienen.

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Alle Wege führen in das Silicon Valley: Für junge Berufseinsteiger mit Ambitionen stimmt das auf jeden Fall. Neuestes Beispiel ist die ehemalige SPÖ-Politikerin Laura Rudas, die nun für den IT-Konzern Palantir tätig ist. Das Unternehmen wurde unlängst im Zuge einer Investitionsrunde auf 20 Milliarden Dollar Marktwert geschätzt und gilt als eine der wichtigsten Silicon-Valley-Firmen, die noch nicht an der Börse sind. Rudas wird sich um den Aufbau neuer Geschäftsfelder kümmern. 2014 war sie nach sechs Jahren als Bundesgeschäftsführerin der SPÖ zurückgetreten, um ein Studienjahr in Stanford zu absolvieren. Jetzt freue sie sich darauf, bei dieser "sehr aufregenden" Firma zu starten, gab Rudas am Donnerstag auf ihrer privaten Facebook-Seite bekannt.

Zulieferer von NSA und Co

Als "sehr aufregend" gilt Palantir bei Überwachungskritikern zwar auch, "aufregend" darf da aber eher als Synonym für "erzürnend" gewertet werden. Denn Palantir ist einer jener Konzerne, die vor allem mit den sogenannten Drei-Buchstaben-Behörden Geschäfte machen. Also etwa mit der CIA, dem FBI, der NSA und dem Department of Homeland Security (DHS). Die US-Geheimdienste setzen seit 2001 vor allem auf elektronische Überwachung.

Da fällt naturgemäß ein riesiger "Heuhaufen" an Informationen an. Palantir hilft den Unternehmen mit spezieller Software, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu identifizieren. Big Data soll also auf "nützliche" Daten reduziert werden. Das ist natürlich auch in anderen Branchen als der staatlichen Überwachung sinnvoll: Software von Palantir wurde etwa genauso von investigativen Journalisten genutzt, die den Handel mit menschlichen Organen untersuchten. Hedgefonds und große Banken zählen ebenfalls zu den Kunden des IT-Konzerns.

SAP, CSC und Palantir

Die doppelte Nutzbarkeit von Big-Data-Programmen wird ebenso durch andere Firmen illustriert: Der deutsche IT-Riese SAP liefert mit "Hana" eine Datenbanksoftware, die in zahlreichen Branchen zum Einsatz kommt – aber eben auch bei der NSA. Die Firma Computer Sciences Corporations (CSC) ist ein weiteres Beispiel. Die deutsche Regierung beschloss im Zuge der NSA-Affäre deshalb, öffentliche Aufträge künftig nur mehr an Firmen zu vergeben, die garantiert nicht mit Geheimdiensten außerhalb Deutschlands zusammenarbeiten.

Palantir, Rudas' neuer Arbeitgeber, zog aber nicht nur wegen seiner Geschäftspartner die Skepsis von Datenschützern auf sich. So veröffentlichten Hacker 2011 Dokumente der Anwaltskanzlei Hunton & Williams LLP, die Jagd auf Unterstützer der Whistleblowerplattform Wikileaks machen wollte – mit Technologie von Palantir. Firmenchef Alex Karp musste sich offiziell entschuldigen und die Geschäftsbeziehung beenden.

CIA lieferte Startgeld

Doch schon die Gründungsgeschichte der Firma ist eng mit der Geheimdienstbranche verbunden. Konkret soll In-Q-Tel, der Investmentarm der CIA, 2003 zwei Millionen Dollar an das damals frisch gegründete Palantir geliefert haben. Mit In-Q-Tel will die CIA Start-ups fördern, die "wichtige Technologien für die US-Geheimdienstbranche entwickeln können", wie es auf der CIA-Website heißt. Palantir ist in puncto Marktwert zweifelsohne das heute gewichtigste Investment der CIA. Manche Branchen wie Biotechnik werden sehr stark mit CIA-Geld gefördert. Ein von In-Q-Tel mitfinanziertes Unternehmen war etwa Satellitenfotospezialist Keyhole, der später von Google übernommen wurde. Daraus entstand Google Maps, der inzwischen meistgenutzte Kartendienst.

Neben der CIA war es aber vor allem Silicon-Valley-Investor Peter Thiel, der Palantir nach vorne brachte. Thiel gilt als Spürnase für profitable Investitionen: 1998 investierte er in den Bezahldienst Paypal, der mittlerweile ein Milliardenkonzern ist. 2004 stieg Thiel als erster Investor bei dem damals kleinen sozialen Netzwerk Facebook ein. Bei Palantir ist Thiel immer noch Vorstandsvorsitzender. Er hat übrigens genau wie Rudas in Stanford studiert, bevor er sich der IT-Branche zuwandte. (Fabian Schmid, 11.9.2015)