Auf der Straße gilt "wehrt sich ein Schloss drei Minuten, geben die meisten Diebe auf". Doch im Radkeller gibt es kaum je Passanten ...

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Es ist schon wieder passiert. Nicht "was": "es". Und obwohl wir die Nachbarn, die es erwischt hatte, gewarnt hatten, war der Jammer groß: Alle Räder weg. "Wieder mal", sagten wir. Abgesperrt? Angehängt? Abgestellt? Egal: Der Hof war leer. Ratzeputz. Tabula rasa. Wie beim letzten Mal. Und vorletzten Mal.

Polizist, Hausverwalter und Versicherungsmann seufzten: "Wir hatten euch gewarnt, aber ihr habt uns nicht geglaubt." Wer sein Rad im Altbau in Hof oder Fahrradraum stellt, ist es los. Eine Funktion aus Zeit und Raddichte: Je größer das Haus und je mehr Radler darin, desto eher. Und regelmäßiger.

Ungestörte Diebe, egoistische Bewohner

Weil: Generalschlüssel (vulgo: "Postlerschlüssel") haben just die, die es nicht sollen. "Begehkarte" und Co? Nutzlos: Irgendwer drückt immer blanko auf "Öffnen". Einmal in Hof oder – noch schöner – Radraum (mit billigem oder postlerschlüsseltauglichem Schloss), ist der Dieb ungestört: Auf der Straße gilt "wehrt sich ein Schloss drei Minuten, geben die meisten Diebe auf". Doch im Radkeller gibt es kaum je Passanten ...

Auch wir hatten das den Nachbarn gesagt. Als sie matschkerten, wie "ego" es sei, den Lift mit dem Rad zum Einpersonenfahrstuhl zu machen. Räder auf dem Gang vor der Wohnung anzuketten sei außerdem spießig. Und paranoid.

Aber jetzt sind auch sie paranoide Spießer.

Egal. Denn mit dem neuen Semester kommen frische Studenten in die WGs im Haus. Sie füllen den Hof wieder mit Rädern. Kurz darauf wird "geerntet": Das ist, scheint's, der natürliche Kreislauf der Dinge. (Thomas Rottenberg, 14.09.2015)