Wohnungen in vor 1945 errichteten Gebäuden unterliegen dem Richtwert, der in Wien derzeit bei 5,39 Euro je Quadratmeter liegt. Gewisse Zuschläge gibt es zwar, oft verlangen Vermieter aber weitaus mehr.

Foto: Putschögl

Was vor zwei Jahren mit einem neuartigen Portal begann, wächst sich langsam zu einer eigenen Branche innerhalb des Wiener Immobilienmarkts aus. Mit "Miete runter", "Mietenchecker", Miete retour" und "Mietheld" sind mittlerweile bereits vier gewerbliche Anbieter im Spezialsegment des "Altbau-Mietenchecks" aktiv. Sie wollen als Anlaufstelle für Wiener Mieter fungieren, die eine zu hohe Miete für ihre (dem Richtwert unterliegende) Altbauwohnung zahlen, und ihnen bei der Rückforderung der manchmal beträchtlichen Beträge zur Seite stehen. Dies, obwohl es auch einige nichtgewinnorientierte Organisationen bzw. Initiativen gibt, die genau das anbieten.

Der aus München stammende Student Richard Eibl glaubt aber, dass es nach wie vor unter Mietern viel zu wenig bekannt ist, dass man sich gegen rechtswidrige Mieten wehren kann – und dabei nicht selten gute Chancen hat, sein Recht auch durchzusetzen. Eibl startete deshalb gemeinsam mit seinem aus Hannover stammenden Studienkollegen Julius Richter das Portal mietheld.at. "Nach meiner Übersiedelung dachte ich zunächst gar nicht daran, dass es hier ein viel strengeres Mietrecht als in München geben könnte", berichtet er dem Standard. Als er davon hörte, ging er mit seinem Mietvertrag zur Schlichtungsstelle, die seine Monatsmiete um 150 Euro senkte.

Mehr als 100 Anfragen

Unter anderem um vielen weiteren – deutschen – Studenten in Wien dabei zu helfen, Geld beim Wohnen zu sparen, sei man letztlich aktiv geworden und habe für das Portal ein Formular programmiert. Mehr als 100 Anfragen seien über diese Plattform bereits eingetrudelt. Wenn sich anhand der Angaben erkennen lasse, dass der Rechtsweg erfolgreich sein könnte, besichtige man die entsprechende Wohnung.

Wie bei anderen Portalen auch werden bei Mietheld im Erfolgsfall 25 Prozent des erstrittenen Betrags als Provision fällig. Eibl und Richter führen die Verfahren aber nicht selbst durch (was sie auch gar nicht dürften), sondern arbeiten mit anderen gewerblichen Anbietern zusammen, von denen die "Miethelden" dann auch vergütet werden. Man fungiert somit quasi als "studentischer Vertriebspartner" eines anderen gewerblichen Anbieters. Dass es sich dabei um "Miete runter" handelt, das Eibl in einer Aussendung vom Mittwoch als einzigen Konkurrenten namentlich erwähnte, will er weder bestätigen noch dementieren.

Künftig mehr Anbieter

Dass nicht schon früher jemand auf die Idee kam, solche "Mietenchecks" in Wien anzubieten, wundert ihn jedenfalls. Gar nicht wundern würde ihn aber, wenn in naher Zukunft noch viel mehr Anbieter auf den Markt drängen würden. "Zehn, fünfzehn weitere" hält er durchaus für möglich. (Martin Putschögl, 13.9.2015)