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Dumm und ineffizient geht man nur im "Ministry of Silly Walks".

Foto: BBC / Mary Evans / picturedesk.com

Wien – Mittlerweile ist es auch schon wieder 16 Jahre her, dass flottes Gehen mit Stöcken einen eigenen Namen bekam: Nordic Walking wurde zwar bereits in den 1980er-Jahren von skandinavischen Langläufern und anderen Ausdauersportlern als Sommertraining praktiziert. Doch in Mode geriet das Gesundheitsgehen in unseren Breiten erst, als 1999 dafür eine englische Bezeichnung gefunden wurde.

Warum das mitunter etwas belächelte Nordic Walking seinen Zweck als Ausdauertraining erfüllt, liegt darin, dass man sich mit mehr Energieaufwand durch die Gegend bewegt: erstens schneller und zweitens unter Mithilfe des Oberkörpers.

Auf Effizienz programmiert

Wenn wir nämlich ohne sportliche Ambitionen einfach nur gehen, dann tun wir das automatisch mit dem geringstmöglichen Energieaufwand, wie Forscher um Jessica Selinger von der kanadischen Simon-Fraser-Uni im Fachblatt "Current Biology" berichten. Der Mensch ist also allem Anschein nach auf größtmögliche Energieeffizienz programmiert.

In den Worten von Selinger: "Man muss schlau sein, um so faul zu sein." Und womöglich liegt darin – natürlich neben der buchstäblich umwerfenden Beinakrobatik von John Cleese – mit ein Grund, warum uns die im "Ministry of Silly Walks" demonstrierten Gangarten so besonders absurd und hochkomisch erscheinen.

Für ihre Untersuchung ließen die kanadischen Forscher im ersten Schritt eine Reihe von Probanden antreten und auf einem Laufband gehen. Dabei wurden die Bewegungsabläufe gefilmt und der Kalorienverbrauch gemessen. Dabei zeigte sich nicht weiter überraschend, dass sich jede Person nach einem ihr eigenen Muster bewegte, das für sie den geringsten Energieaufwand bedeutete.

Im zweiten Schritt steckten die Forscher ihre Probanden in Exoskelette, also spezielle Beinschienen, um sie aus ihrer üblichen Gangart zu zwingen. Dadurch mussten die Probanden vor allem Frequenz und Länge ihrer Schritte ändern. Schon nach wenigen Minuten hatten sie sich an die neuen Umstände angepasst und eine Gangart gefunden, die besonders energiesparend war.

Eindrucksvolles Kunststück

Das Resümee der Forscher: Menschen könnten ihre in Millionen von Schritten geübte Gangart erstaunlich leicht verändern, um relativ kleine Mengen Energie zu sparen. "Den Energieverbrauch so schnell und exakt wahrzunehmen und dann zu optimieren ist ein eindrucksvolles Kunststück unseres Nervensystems", sagt Jessica Selinger. Das wiederum bedeutet, dass der benötigte Energieaufwand nicht nur schlicht Folge der Bewegung ist: Der Energieaufwand ist umgekehrt auch ausschlaggebend dafür, die Bewegungen anzupassen und dadurch Kraft zu sparen.

Deshalb will das Team nun der Frage nachgehen, wie der menschliche Körper den Energieverbrauch misst und mit den einzelnen Facetten der Bewegungsabläufe in Zusammenhang bringt. (Klaus Taschwer, 11.9.2015)