Seit dem 27. August ist Hans Peter Doskozil in ganz Österreich, und darüber hinaus, bekannt. Damals musste der burgenländische Polizeichef erstmals das Unfassbare referieren. "Bis zu 50", am Tag darauf dann "71 Tote", gefunden in einem Lkw am Straßenrand.

Erste Erfolge konnte er verkünden. Am vergangenen Freitag dann weitere Details zu den internationalen Ermittlungen. Und am Samstag dann die nächste Herausforderung: Mehr als 10.000 Flüchtlinge muss-ten in Nickelsdorf erstversorgt und weitergebracht werden.

Bei all diesen unübersichtlichen, chaotisch wirkenden Ereignissen tauchte immer wieder Hans Peter Doskozil auf und moderierte quasi die unruhigen Tage mit seiner ruhigen, gefassten Stimme; berichtete vom Getanen, gab Einblick ins zu Tuende, aber auch unmissverständlich ins noch Unabwägbare. Nie wirkte er dabei – und damit die gesamte Polizei – überfordert, obwohl alle zweifellos am Limit waren.

Der 45-jährige Doskozil ist seit drei Jahren burgenländischer Polizeichef. Er bewarb sich damals in letzter Minute, nachdem sein Vorgänger und Favorit, Erhard Aminger, Opfer einer anonymen – wie sich später herausstellte: nicht stichhaltigen – Anzeige wegen Amtsmissbrauchs bei Staatsbürgerschaftsverleihungen geworden war. Viele hielten Doskozils Kür für ein politisches "No na"; immerhin bewarb er sich direkt aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Niessl heraus, wo er seit 2008 tätig war, seit 2010 als Büroleiter.

Aber nicht nur Freunde und Wegbegleiter attestieren dem Südburgenländer, der 1989 in den Polizeidienst trat und nebenher Jus studierte, Rückgratsteifigkeit auch in Karrieredingen.

Gerne wird die Geschichte kolportiert, dass ihn Innenminister Ernst Strasser einst in sein Kabinett gebeten, aber die Bedingung gestellt hatte, dass Doskozil sein rotes Gemeinderatsmandat im heimatlichen Grafenschachen zurücklegen solle. Dem Begehr zeigte er dieselbe kalte Schulter wie unlängst erst dem blauen Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz, als dieser die Polizei zu Grenzeinsätzen vergattern wollte.

Und weil der Vater zweier Kinder ein gelernter Fußballer ist, kann die kalte Schulter durchaus auch ins dann blau werdende Auge gehen. Aber nur, wenn die Ruhe – die der frühere Obmann des SV Kroisegg nicht in erster Linie für Bürger-, sondern für Polizistenpflicht hält – gestört zu werden droht. (Wolfgang Weisgram, 11.9.2015)