Michael Dangl (li.) ist gut, so wie er ist. Daneben: H. Föttinger.

Foto: Rita Newman

Wien – Ganz in pinkes Licht getaucht ist der Zuschauerraum. In einer Überschreitung der fiktionalen Schranken sind wir heute Publikum gleich zweier Vorstellungen: jener auf der Josefstadtbühne und jener im La Cage aux Folles, dem verrufensten wie strahlendsten Etablissement von St. Tropez.

"Wir sind, was wir sind, und was wir sind, sind Illusionen", empfangen einen hier die Mädchen von robustem Charme und gar her(r)ber Erotik. Ausstaffiert mit ein bisschen Mut, ganz viel Glitter, knappsten Kostümen (Elisabeth Gressl) und Socken, um die Höschen noch mehr auszubeulen, begegnen sie dem Leben und den Bartstoppeln. Uh la la!

1973 für die Bühne geschrieben, 1978 verfilmt und 1983 als Musical uraufgeführt, ist La Cage aux Folles über den schwulen Nachtclub-Betreiber Georges und seine "Diva" Albin/Zaza, deren Sohn (Niklas Abel) sich mit der Tochter (Sarah Baum) eines erzkonservativen Politikers verlobt, die erste erfolgreiche Transvestiten-Komödie. Regisseur Werner Sobotka verflacht den Ernst des aufklärerischen Stoffes über Toleranz und Liebe jenseits der Geschlechtergrenzen allerdings soweit, dass vorerst weder dramatische Fall- noch humorvolle Steighöhe bleiben. Da ist wenig charmant oder schmeichlerisch, subtil, froh oder frivol. Dafür vieles plaktiv. Komische Tunten eben. Aber schwul ist ja lustig, oder?

Naja. Wirklich lustig wird es erst nach der Pause. Das ist neben der Zuspitzung der Story nicht zuletzt der Erweiterung des Figurenpersonals um die künftigen Schwiegereltern (Peter Scholz, Alexandra Krismer) zu verdanken. Es wird nämlich schon besser, wenn Herbert Föttinger mal nicht auf der Bühne gockelt. Bloß ist das leider selten der Fall, hat sich der Direktor des Hauses doch gleich eine Hauptrolle (Georges) gegeben. Michael Dangl ist dafür mit Grazie und Gefühl eine rührende Zaza. Begeisterung erntet auch Martin Niedermair als wahlweise überdrehte Zofe mit freiem Popo oder mürrischer "Butt-ler".

Die Musik (Leitung: Christian Frank) kommt live, die Stimmen dafür aber nicht immer ganz mit. (Michael Wurmitzer, 12.9.2015)