Der Porsche-Lehrling wollte "Flammenwerfer" für die junge Dunja, die von der Freiwilligen Feuerwehr mit Wasserspielen abgekühlt wurde

Foto: Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen

"Flammenwerfer währe (sic!) die bessere Lösung" – so kommentierte ein 17-jähriger Lehrling bei Porsche das Foto eines jungen Flüchtlingsmädchens, das sich unter einem Wasserstrahl von der extremen Sommerhitze abkühlte. Aktivisten meldeten den öffentlichen Kommentar des Lehrlings, es folgte eine Entlassung. In den Wochen darauf verloren immer mehr Hassposter ihren Arbeitsplatz, betroffene Unternehmen waren etwa Spar oder das Rote Kreuz. Engagierte Bürger hatten zuvor begonnen, Hasspostings an Arbeitgeber und Verfassungsschutz zu melden.

"Nichts dabei gedacht"

Das wurde nun von der Mutter des entlassenen Lehrlings heftig kritisiert. Im Interview mit dem "Spiegel" (Print-Ausgabe) sagt sie, ihr Bub "hat sich nichts dabei gedacht". Er sei "doch erst 17" – schockiert sei sie über ihn nicht: "Das ist doch ein ordentlicher Bub." Im Unterschied zu den Aktivisten, die ihren Sohn gemeldet hätten, habe jener mit seiner Wortmeldung "niemandem Leid zugefügt". Als Beweis dafür nennt sie den österreichischen Verfassungsschutz: Ein Mitarbeiter war nach dem Hassposting bei der Familie aufgetaucht und hatte das Zimmer des ehemaligen Lehrlings inspiziert. Daraufhin hatte er gemeint, die Medien "hätten da viel Wirbel" gemacht.

Meldungen der NPD geteilt

Sie beschwerte sich außerdem über persönliche Attacken auf Facebook. Sämtliche Familienmitglieder hätten ihre Profile mittlerweile gelöscht. Die Mutter moniert im "Spiegel", dass zahlreiche Lügen über sie verbreitet worden seien – etwa, dass sie mit der fremdenfeindlichen Initiative Pegida sympathisiere. Doch sie habe nur den FPÖ-Slogan "Daham statt Islam" mit "Gefällt mir" markiert. Der "Spiegel" hat allerdings herausgefunden, dass die Frau Facebook-Meldungen der neonazistischen deutschen Partei NPD geteilt hatte, bevor sie ihr Profil entfernte.

Aktivisten setzen jetzt Fristen

Der Aktivist, der den Lehrling gemeldet hatte, sieht sich hingegen weiter im Recht. "Mit 17 Jahren darf man Auto fahren, man darf wählen, man muss sich über die Konsequenzen im Klaren sein", zitiert ihn der "Spiegel". Wie berichtet, musste der Gründer der geheimen Facebook-Gruppe, die Hassposter jagt, zwischenzeitlich Österreich verlassen, nachdem ihn Rechtsextreme bedroht hatten. Die Gruppe hat mittlerweile beschlossen, Hasspostern eine Frist zum Entfernen ihrer Kommentare zu geben, bevor der Arbeitgeber informiert wird. Die Familie des jungen Flüchtlingsmädchens, für das der Ex-Lehrling Flammenwerfer vorgeschlagen hatte, hat dem 17-Jährigen übrigens verziehen und sich für eine zweite Chance bei Porsche eingesetzt. (fsc, 14.9.2015)